Inhalt
Unser Herz klopfte wild als der Security-Mann am Ende der langen Schlange bei der Ankunft am Athener Flughafen unseren QR-Code sehen wollte. Anhand dessen würde es entschieden, ob wir durchgewunken oder direkt auf Covid-19 getestet werden und uns für 24 Stunden in Selbstisolation begeben müssten bis das Testergebnis da ist. Wir sahen bereits links die kleinen, provisorisch mit Aufstellwänden geschaffenen Kammern, in denen fleißig getestet wurde. Ein Anblick wie aus einem Katastrophenfilm. Aber so waren die letzten Monate ja auch. Klar, wir waren das Risiko bewusst eingegangen, doch es waren augenscheinlich nicht wie erwartet 1-2%, die hier rausgefischt wurden. Es war wirklich eine enorme Schlange, die zu den Testungen führte…
So standen wir Angesicht zu Angesicht und warteten auf die Entscheidung, wie unser Aufenthalt in Griechenland starten würde. Ein Moment, wie eine Ewigkeit, doch dann wurden wir angewiesen zügig rechts vorbei zu gehen und den Schauplatz zu verlassen. Puh… Jetzt konnte es losgehen, Athen wir kommen!
Reisedaten
Reisezeit: September 2020
Reisedauer: 2×1 Tag
Unterkunftsart: Hostel
Organisation eines Stopovers in Athen
Nachdem wegen Reiseeinschränkungen nach Island auch der letzte ursprüngliche Plan gescheitert war, hatten wir uns also für Griechenland entschieden. Ein Land mit dem wir beide einige Familienurlaube in der Kindheit verbanden, welches wir aber auch seit über 10 Jahren nicht mehr gesehen hatten. Unter anderen Umständen hätte es uns wahrscheinlich nicht so schnell hierhin verschlagen, doch unter den verbleibenden Möglichkeiten war Griechenland mit all seinen Inseln die vielversprechendste Wahl. Über einen eintägigen Stopover in Athen ging es weiter auf die Kykladen-Inseln Milos und Santorin bevor es uns für den Rückflug erneut in die Hauptstadt zog.
Anreise per Flug
Am späten Dienstagabend kamen wir in Athen an. Eigentlich hatten wir fest vor, die Metro zu nehmen um zum etwa 33km entfernten Stadtkern zu kommen, in dem sich unser Hostel befand. Aber gerade zur Tür heraus wurden wir von einem etwa gleichaltrigen Paar angequatscht, ob wir uns nicht ein Taxi teilen wollen. Da dies einzeln um die 40€ (im Vergleich zu 18€ Metrofahrt für 2 Personen) kostet und die beiden einerseits kaum Gepäck an Bord hatten und andererseits nur ein paar Straßen weiter wollten, passte es recht gut. Nach kurzer Diskussion über Preis und Ziel am Stand der Taxifahrer, ließen wir uns auch aufgrund der schon späten Stunde darauf ein. Anschließend konnten wir dankbar sein, dass diese Taxifahrt nicht unsere letzte war, was aber ausschließlich dem wilden Fahrstil des absolut geisteskranken Fahrers zuzuschreiben war.
Bed & Breakfast
Bisher haben wir unsere Unterkünfte in unseren Beiträgen bewusst nicht aktiv beworben, doch diesmal konnten wir nicht anders. Es handelt sich keinesfalls um eine Kooperation, wir haben alle Kosten selbst getragen, sind jedoch überzeugt davon, dass es dir, wenn du denn auf ähnliche Art und Weise reist wie wir, sehr gut gefallen wird.
Alles in allem waren wir durch die spontane Taxifahrt eine gute Stunde früher als gedacht in unserem Hostel Selina Athens Theathrou in Monastiraki, mitten im Herzen von Athen. Hier wurden wir freundlich empfangen und fühlten uns gleich wohl! Prompt bekamen wir ein kostenloses Upgrade mit größerem Zimmer und eigenem statt geteilten Bad, die Auslastung war wohl eher gering in diesen Tagen…Und so war sogar noch Zeit für ein Bierchen auf der herrlichen Dachterrasse mit Blick über ganz Athen! Wenn auch nicht gerade günstig für ein Youth Hostel, so ist die Dachterrasse mit Bar und chilliger Lounge-Atmosphäre mit Sitzsäcken und Hängematte ein absoluter Tipp um nach einem langen Tag Abends beim Sundown zu entspannen. Generell ist das Selina Athens Theathrou ein modernes, hippes Youth Hostel mit Workspaces, gutem W-Lan und unter anderen Umständen auch vielen Community-Events, ganz so wie man es von dieser sich aus Südamerika immer weiterverbreitenden Hostel-Kette gewöhnt ist. Insbesondere die stylischen Armbänder für den Einlass fanden wir echt cool!
Ein Frühstück im Hotel ist unserer Meinung nach zwar bequem, jedoch absolut nicht notwendig. Zum Glück sind in Athens Zentrum, im Gegensatz zu vielen anderen Metropolen, viele der Sehenswürdigkeiten innerhalb von 4-5km gut zu Fuß zu erreichen und somit bietet es sich an, in einem der zahlreichen Cafés, quasi auf dem Weg zum eigenen Walking City Trip, eine morgendliche Stärkung einzunehmen. So genossen wir einen entspannten Start in den Tag bei Kaffee, Sandwichs, Saft und etwas griechischem Joghurt um abschließend zu überlegen, wo es uns nun auf unserer Runde durch Athen überall hin verschlagen würde. Wenn du ebenso planst, den Großteil der Wege zu Fuß zurückzulegen, empfehlen wir definitiv eine Unterkunft in Monastiraki oder Plaka.
Zu Fuß durchs Zentrum – Athens Highlights
Akropolis Plateau
Gute 20 Minuten Fußmarsch vom Hostel durch Monastiraki vorbei an der Römischen Agora, zum Schluss noch ziemlich steil den Berg herauf und da standen wir. Welch ein beeindruckendes Plateau, welch majestätische und monumentale Bauwerke, aber auch welch ein weiter Ausblick. Bevor wir unser Ticket lösten und das Gelände betraten, verschafften wir uns schonmal einen Überblick über die Stadt vom Aeropagus Hügel. Auch hier kann man schon einige nette Fotos schießen, doch man spürt auch direkt, wie in unserem Fall, wie stark der teils heftig wehende Wind einen trifft. Uns erschwerte er unser Vorhaben, fantastische Fotos mit der Kamera zu schießen sehr. Aber dazu im Folgenden mehr…
Der Eintritt für die Akropolis kostet regulär 20€, für EU-Bürger unter 25 Jahren war der Eintritt im September 2020 allerdings umsonst. Eine recht große Diskrepanz, die Hannah (ganz knapp) freudestrahlend und mich als Verlierer dastehen ließ. Aber selbstverständlich teilten wir uns auch diesen Eintritt. Er beinhaltet unmittelbar auf dem Gelände zwei antike Steintheater, das Odeon des Herodes sowie das Dionysostheater. Ersteres ist top in Schuss und wird noch regelmäßig genutzt, letzteres hingegen ist in seiner ursprünglichen Größe und Pracht nur noch zu erahnen. Außerdem befinden sich oben auf dem Plateau, neben der Akropolis mit ihrem gigantischen Torbau, der alte Athena-Tempel, der Parthenon, der Tempel der Athena Nike, das Erechtheion und und und. Ohne dass wir uns groß mit den historischen Hintergründen der einzelnen Bauten beschäftigten hätten, imponierte uns der Jahrtausende alte Gigantismus sowie auch die Komplexität dieser riesenhaften Bauwerke doch sehr. Gestört wurde der Anblick allerdings von einigen wohl zwingend notwendigen Gerüsten von stattfindenden Sanierungsarbeiten.
Dazu war es mittlerweile sehr stürmisch, der Sandstaub flog in Wolken dahin, jeder kämpfte um seinen Stand. Unser Plan, mit Stativ Fotos zu Schießen – Gescheitert! Planänderung…
Ein weiterer Fußmarsch sollte uns einmal quer durch die Viertel Monastiraki und Plaka, bis hin zum Panathinaiko-Stadion bringen.
Panathinaiko-Stadion
Nachdem wir in den schmalen Gässchen Plakas die ein oder andere unfreiwillige Verlängerung genommen hatten, fanden wir dann doch den Weg und kamen schon etwas erschöpft am Ziel an. Das Panathinaiko Stadion befindet sich östlich der Akropolis gleich hinter dem Nationalgarten, dem wir in der Kürze der Zeit keinen Besuch abstatteten. Als Sportfanatiker mussten wir am Olympiastadion der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit (1896) vorbeischauen. Auch wenn es nur als Rekonstruktion auf den Fundamenten des antiken Stadions gebaut wurde, so ist es als weltweit einziges Stadion komplett aus Marmor wirklich imposant. Auffallend sind insbesondere die Maße, denn mit einer Länge von 204,07 Metern und einer Breite von 33,35 Metern ist diese Laufbahn in den Kurven wesentlich enger und als bei den uns gewohnten Laufbahnen (176,91m x 93,08m).
Wirklich faszinierend es sich vorzustellen, wie hier die Athleten sportliche Höchstleistungen vollbrachten. Für 8€ Eintritt durfte man sogar in den Innenraum und höchstselbst auf der Bahn laufen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, auch wenn wir eigentlich mal gerade kein Sport-Outfit anhatten. Da der Wind in der Zwischenzeit etwas abgeflaut war, wurden wir an dieser Stelle leider etwas nachlässig und probierten abermals mit Kamera und Stativ zu arbeiten. Doch just in dem Moment sorgte eine Böe dafür, dass das Stativ mit der Kamera umkippte und auf das Objektiv fiel. Trotz des Hartgummibodens war dieses zumindest für den Moment verkantet und nicht mehr zu gebrauchen. Ein herber Rückschlag für uns, so viel hatten wir uns fototechnisch vorgenommen. Die Stimmung war anschließend auf dem Tiefpunkt angelangt und es nur noch zurück ins Hostel…
Lycabettus Hügel
Eine Woche später, auf der Rückreise an unserem letzten Tag, statteten wir dem Lycabettus Hügel einen Besuch ab. Athens höchster Stadtberg bietet wahrlich die schönste und weiteste Aussicht, bis zum Hafen nach Piräus. Man muss ihn vielleicht nicht gerade mittags um 12 Uhr besteigen, so wie wir, aber ansonsten ist es den Aufstieg auf den insgesamt 277m hohen Gipfel mit der kleinen Sankt-Georgs-Kapelle auf jeden Fall wert. Vom großen Parkplatz dahinter konnten wir bei weitaus weniger Wind als in den ersten Tagen sogar unsere Drohne fliegen lassen um den Ausblick festzuhalten. Neben einem großen Freilichttheater, in dem im Sommer normalerweise Konzerte und Theateraufführungen stattfinden, befindet sich am Hang auch eine Seilbahn, die den Aufstieg erleichtert. Da diese aber lediglich durch einen Tunnelschacht fährt, ohne jegliche Sicht zu gewähren, sahen wir davon ab. Die Seilbahnfahrt ausgenommen, ist dieses Erlebnis sogar komplett kostenlos.
Monastiraki & Plaka
Monastiraki bildet mit Plaka das touristische Herz von Athen. Aneinandergrenzend sind beide definitiv einen Besuch wert, mit vielen Cafés, Restaurants und Läden, aber auch antiken Bauwerken. Mit ihrer kleinteiligen Struktur, ihren kleinen Gässchen steht insbesondere Plaka für das alte Athen. Dieser Stadtteil wird als einer der ältesten genannt, doch er wurde seit den 90er Jahren enorm restauriert und verkehrsberuhigt. Dies macht ihn sehr angenehm zum Spazieren gehen, Shoppen und Flanieren im ansonsten durchaus lauten Athen.
Monastiraki ist deutlich lebhafter als Plaka, nicht zuletzt aufgrund des großen Markts, auf dem eine Vielzahl an Handwerkskunst und Gebrauchsgegenständen feilgeboten wird. Auch ein großer Lebensmittelmarkt befindet sich hier, der allerdings wie so vieles bis aufs Notwendigste heruntergefahren war. Generell gewannen wir den Eindruck, dass normalerweise viel mehr los wäre. Wie in Plaka drängen sich am Straßenrand urtypische Tavernen und Restaurants mit Blick auf die Akropolis und lassen kulinarisch wenige Wünsche offen.
Kulinarik der Hauptstadt
Womit wir bei der Kulinarik der Hauptstadt Griechenlands wären. Neben den traditionellen Tavernen mit griechischen Spezialitäten wie Souvlaki, Moussaka und dem klassischen griechischen Salat (der hier allerdings ohne Blattsalat meist nur aus Tomaten, Zwiebeln, Gurken und Feta besteht) gibt es als vegetarische Variante auch überraschend Falafel an jeder Ecke. Und auch so ist der nordafrikanische Einfluss durchaus spürbar. Zwischendurch vergaßen wir gar, dass dies alles Europa ist. Aber auch mediterrane italienische Küche findet man Zuhauf. Direkt vor unserer Tür als Imbiss sowie auf unserem Rundgang als schickes Restaurant gab es sogar auch indische Optionen. Alles was das kulinarische Herz begehrt! Dabei nicht zu verachten, der herrliche und überraschend günstige griechische Hauswein.
Athens Metro – Eine verlässliche Option?!
Als wir eine Woche später frühmorgens wieder in Athen ankamen, nahmen wir schließlich die Metro. 18€ für 2 Tickets brachten uns vom Flughafen mit der M3 in 40 Minuten direkt nach Monastiraki. Von dort aus ist es ein Katzensprung bis zum Selina Athens Theatrou, wo wir wieder für eine Nacht untergekommen waren. Doch würde dies auch ganz früh morgens umgekehrt funktionieren? Schließlich sollten wir unter den aktuellen Umständen besser gegen 06:30 Uhr am Flughafen sein, wenn der Flieger auf 8:00 Uhr angesetzt ist. Dementsprechend nahmen wir die erste Metro um 05:30 Uhr. Und auch wenn diese am Stadtrand endete und erst die zweite 8 Minuten später wirklich bis zum Flughafen durchfuhr, so konnten wir uns an diesem Freitagmorgen, unserem letzten Tag der Reise, auf die Athener Metro verlassen.
Piräus – Der Hafen Athens
Die Fähre mit der wir Athen verlassen sollten, ging bereits um 07:30 Uhr. Wir hatten nach der Onlinebuchung nur eine Bestätigung bekommen, die besagte, wir sollten die Formulare ausdrucken. Entsprechend unsicher waren wir uns und nahmen bereits um 6:30 Uhr ein Taxi um in Athens Hafen nach Piräus zu kommen. Zum Glück lief an diesem Morgen wirklich alles problemlos! Buchungsnummer gecheckt, Ticket ausstellt, noch eine zusätzliche Seite Corona Schutzmaßnahmen ausgefüllt und schon konnten wir an Bord: Next Stop Milos!
Herrlich! Ehrlich?
Athen war der Beginn und das Ende unserer kleinen Inselrundreise. Athen ist nicht die typische europäische Metropole. Optisch und mit ihrem Charme als Zentrum der Antike gibt es natürlich modernere Passagen, in denen man dieselben Shoppingläden findet wie bei uns. Vieles hat aber auch etwas von einem nordafrikanischen Basar und so offenbart der weite Blick über das Panorama der Stadt nicht nur Mängel der Infrastruktur, sondern durchaus Armut.
Generell haben wir uns am Anfang wirklich schwergetan, nach der langen Zeit unter diesen komischen Umständen, dauernd alles zu beachten, ja nichts falsch zu machen. Aber schnell fiel uns auf: Soviel Einschränkung ist da gar nicht. Selbstverständlich mussten wir eine Menge zusätzliche Formulare ausfüllen und, ähnlich wie in Deutschland, im Supermarkt, Bahn, Taxi, Flugzeug oder Fähre Maske tragen, aber sonst? Sonst war es vor allen Dingen erfrischend leer! Einige der Spots hätten wir wahrscheinlich sonst nie in dieser Ruhe und Gänze erlebt. Ja, der erste Tag Athen war trotzdem laut, anstrengend und fordernd, aber bei Normalbetrieb wäre es wohl noch viel intensiver gewesen. Nach den ruhigeren Inseltagen haben wir uns dann schon besser angestellt und Athen gab uns einen gelungenen Reiseabschluss. Bis auf den Sonnenuntergang am letzten Abend, der ausnahmsweise einmal wolkenverhangen war. Im Laufe des Tages sollte dann der Medicane durch Griechenland wüten. Wir waren zum Glück rechtzeitig weg…
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Henrik
Hi, ich bin Henrik - Mitbegründer von Generation World. Als Autor, Drohnenpilot und Videograf arbeite ich gemeinsam mit Hannah leidenschaftlich bei der Umsetzung unseres gemeinsamen Herzensprojektes.
Wie auf unseren Reisen, gibt es keinen Berg, der nicht zu erklimmen und keinen Weg, der zu weit ist. Kommst du mit uns?
Super schöner Blogeintrag ihr Lieben. Da bekommt man gleich Lust Athen zu erkunden. Wir sind schon so gespannt auf eure Beiträge zu Milos und Santorini. Griechenland steht ja schon seit langem auf unserer Bucketlist.
Liebe Grüße
Cindy & Chris
Danke ihr beiden! Freut uns, dass euch unser Beitrag gefällt 🙂