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Ab auf die Insel Milos! Nach einem Tag Highlife in der dröhnenden Hauptstadt Athen sehnten wir uns nach gelassenem Inselleben. Einen Wunsch, den uns die Kykladeninsel Milos in der südlichen Ägäis erfüllen sollte. Bewusst ließen wir Mykonos oder andere prominentere Inseln links liegen. Zu viel Trubel, dachten wir. Viel lieber wollen wir das Unbekanntere entdecken, den Menschenmengen entkommen, an leeren Stränden verweilen. Man könnte meinen, in Zeiten von Corona passiere dies ganz automatisch, doch meist tummeln sich doch mehr Menschen an schönen Orten als man denkt.
Reisedaten
Reisezeit: September 2020
Reisedauer: 5 Tage
Unterkunftsart: Apartment
Die Insel Milos war unseren Wünschen Befehl. Türkisblaues, glasklares, erfrischendes Meerwasser, weiße Sand- und Steinformationen, kleine Fischerdörfchen mit typisch weiß gestrichenen Fassaden umsäumt von Bougainvilleen, den typischen pinkfarbenen Blüten. Gähnende Leere wäre übertrieben, Milos erlangt durchaus mehr und mehr Aufmerksamkeit unter Reisenden, dennoch empfanden wir die Insel als angenehm leer. Wenn du die feiernde Meute auf Mykonos meiden willst und dich stattdessen nach Traumständen und Ruhe sehnst, ist Milos genau das Richtige für dich. Was dich hier erwartet, erfährst du in diesem Beitrag.
Adamas – Das Tor zu Milos
Anreise
Im maritimen Stile und aus Kostengründen entschieden wir uns für eine Anreise mit der Fähre von Piräus aus, der angrenzenden Hafenstadt zu Athen. Alternativ ist auch eine Anreise mit dem Flugzeug möglich, denn die Insel Milos verfügt trotz seiner Länge von nur 21km tatsächlich über einen Flughafen. Dieser wird allerdings nicht direkt von Deutschland aus angeflogen. Nach rund 4 Stunden im Innenraum eines mehr oder weniger angenehm eingerichteten Fährschiffes von Aegean Speed Lines erreichten wir für 44 Euro pro Person den Hafen in Adamas (auch Adamantas).
Die Buchung der Fährtickets ist ganz unkompliziert. Entweder du buchst direkt online über www.directferries.com, musst in diesem Falle allerdings pro Buchung 4 Euro Bearbeitungsgebühren einrechnen. Wenn du diese sparen möchtest, schau in den Fährbüros am oder in der Nähe des Starthafens vorbei. Die Preise sind ansonsten identisch. Bei uns war eine Buchung vom einen auf den anderen Tag möglich, was jedoch gegebenenfalls mit dem geringeren Touristenaufkommen während der Corona-Zeit zusammenhängen kann.
Durch die Hafenanbindung stellt Adamas definitiv das Zentrum der Insel Milos dar, obwohl die offizielle Hauptstadt Plaka heißt. Doch viel mehr als eine Promenadenstraße mit einigen Restaurants, der ein oder anderen Eisdiele sowie Reisebüros, etwas weiter noch einen großen Supermarkt und diverse Läden mit der Aufschrift „Rent a Scooter“ erwarten dich hier nicht. Alles was wir brauchen! Also wählten wir ein Apartment in Adamas als unsere Basis.
Roller- und Quadverleih
Die Wege auf Milos sind überschaubar, die Strecke von Nord nach Süd misst gerade einmal rund 13km. Demnach ist es absolut machbar, die Insel in aller Ruhe innerhalb von 4-5 Tagen zu erkunden. Zwar sahen wir vereinzelt Busse an uns vorbeifahren, doch wenn du die Insel Milos flexibel und auf eigene Faust erkunden willst, empfehlen wir dir wärmstens ein fahrbares Gefährt. In Adamas wirst du dir keine große Mühe geben müssen, einen Verleih für Autos, Motorroller oder die auf der Insel beliebten Quads/ATVs zu finden. Bevor du dies tust, möchten wir dich allerdings warnen und konkret auf vier Dinge aufmerksam machen, die du unbedingt wissen solltest:
- „Große“ Roller gibt’s nur mit Motorradführerschein!
Wie bei uns in Deutschland gilt für Roller mit 125ccm eine Motorradführerscheinpflicht. Im Gegensatz zur Gelassenheit in Südostasien wird dies auch streng kontrolliert – und das ist auch gut so! Zwar ist das Fahren einer 50ccm Maschine wie in Deutschland auch mit dem gängigen Autoführerschein möglich, doch wirst du im durchaus hügeligen Terrain auf Milos, insbesondere mit einem zweiten Reisenden, nicht weit kommen. Verfügst du nicht über einen Motorradführerschein, musst du gezwungenermaßen auf ein etwas teureres Quad oder ein nochmal teureres Auto ausweichen. - Wähle das Gefährt nach deinem Zielort aus!
Der äußerste Osten und der Westen Milos ist mit einem Roller nicht zu erreichen. Hier bedarf es eines großen Quads oder eines Autos. Wenn du ausschließlich die Gegend rund um Adamas, die Orte Plaka, Klima oder Pollonia befahren willst, reicht ein Zweirad vollkommen aus. Auch an die Strände im Süden, wie z.B. Fyriplaka, sind auf diese Weise gut erreichbar. - Behalte den Tank im Auge!
Wenn du dich weiter von Adamas oder Plaka entfernst, fülle unbedingt den Tank auf, da du keine Tankstelle mehr finden wirst. Übrigens ist der Sprit hier deutlich teurer als bei uns in Deutschland. Für 1l Benzin bezahlt man rund 1,80€ (Stand: September 2020) - Bestehe unbedingt auf eine Quittung!
Trotz Motorradführerschein und versierter Rollererfahrung im Ausland, ist es auch uns passiert. Eine blöde Bewegung und schon lagen wir in einer Haltebucht, auf Schotter ausgerutscht. Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert, trugen lediglich ein paar Schürfwunden davon, doch den Spiegel des Rollers fanden wir abgebrochen einen Meter entfernt. Wir ließen uns den Tag dennoch nicht versauen, versuchten den Schock schnellstmöglich zu überwinden und wollten uns um das Missgeschick am Ende des Tages kümmern. Nach endlos langer Diskussion mit der Rollervermietung, wurde unsere dringende Bitte nach der Ausstellung einer Rechnung und der Kopie des Vertrages unfreundlich verwehrt. 55 Euro sollten wir in Bar auf den Tisch legen – okay für den Unfall. Ebendiese 55 Euro wurden allerdings nicht sauber aufgelistet und festgehalten, sondern lediglich auf einem Post-It-Zettel über den Tresen geschoben. Einen Beleg für die Einreichung bei unserer privaten Haftpflichtversicherung in Deutschland hatten wir so nicht in der Hand. Nicht einmal ein offizieller Vertrag konnte uns gezeigt werden. Das stinkt nach Steuerbetrug. Gut, Ärger vergessen. Besteh also unbedingt, bereits bevor du losfährst, auf eine Kopie oder einen Durchschlag des Mietvertrages und halte dich von den Anbietern Safari und Loco Motos fern.
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P.S. Wir trinken gerne Wein beim Schreiben 😉
Zauberhafte Strände
Sarakiniko
Ein Motor unter dem Sessel war also startklar, unsere Tour konnte beginnen. Kaum mehr als 4km von Adamas, an der Nordküste der Insel Milos, liegt Sarakiniko. Ein Ort, der dich definitiv begeistern wird, wenn du auf Meer und atemberaubende Landschaft abfährst. Extreme Winde an der Küste haben dort skurrile, fast weiße Felsformationen aus Vulkangestein entstehen lassen. Das Bild erinnert an eine Mondlandschaft, nur dass sich hier in Sarakiniko zusätzlich das azurblaue Wasser seine Wege durch die einzigartigen Gesteine bahnt. Man hat das Gefühl, man befinde sich in einer Wüste, doch das Klima ist ein anderes. Auch heute noch herrscht starker Wind, der uns stets mit einer sanften Brise Meerwasser besprüht hat. Salzige Lippen und feuchte Haut. Zwar konnten wir an einem Tag mit viel Vorsicht unsere Drohne fliegen lassen, doch ein Klippensprung von der Felsbrücke ins kühle Nass wäre viel zu gefährlich gewesen. Ab und an ist dies wohl möglich, vielleicht hast du ja mehr Glück.
Paliochori
Wir lassen die weiße Mondlandschaft von Sarakiniko im Norden hinter uns und springen an die Südküste. Der erste Strand heißt Paliochori. Die helle Atmosphäre weicht hier einer farbenfroheren Welt. Denn obwohl auch vulkanischen Ursprungs, schimmern die Felsformationen im Süden rost- bis sattrot. Umgeben von diesem Wunder der Natur, kann man windgeschützt wunderbar am Strand verweilen und Baden. Das Wasser ist meist sehr ruhig, glasklar und angenehm lauwarm im Spätsommer. Wenn du ein bisschen Abenteuer willst, kannst du dich mit Vorsicht von Bucht zu Bucht im seichten Wasser, vorbei an Strandunterbrechungen der Felsformationen, kämpfen. Der Paliochori Beach ist genau wie der folgende Fyriplaka Beach einfach und direkt zugänglich und verfügt über einen Parkplatz.
Fyriplaka
Der Fyriplaka Beach zählt absolut und berechtigterweise zu einem der beliebtesten Strände auf der Insel Milos. Der erste Blick von oben auf die langgezogene Bucht faszinierte uns sofort und wir wussten, an diesem Strand möchten wir verweilen. Aus einer aus Holzbrettern gebauten Strandbar mit Veranda schallten entspannte, brasilianisch anmutende Klänge und gaben uns das Gefühl weit weg zu sein. Der feine Sandstrand, Balsam für unsere beanspruchten Füße. Fyriplaka empfanden wir tatsächlich als einen ganz besonderen Strand mit Wiedererkennungswert, kein 08/15 Strand, obwohl das Besucheraufkommen hier verständlicherweise viel höher war als z.B. am Paliochori Beach oder anderswo auf der Insel. Was genau das Alleinstellungsmerkmal ist? Einerseits ein großer, massiver, freistehender Fels im Wasser von einer tiefen Kerbe in der Mitte gezeichnet – ob dieser wohl bald in zwei Teile zerspringen wird!? – andererseits das Feeling, welches vermutlich nur durch das eigene Dasein nachempfunden werden kann.
Tsigrado
Lust auf ein kleines Abenteuer mit Adrenalingarantie? Dann ab zum Tsigrado Beach! Moment, so schnell geht das nicht, denn dieser Strand ist, im Gegensatz zu den zuvor genannten, nicht direkt zugänglich. Um an diesen, zugeben nicht mehr ganz so geheimen Ort zu gelangen, ist Mut und Geschick gefragt. Eine behelfsmäßig angebrachte, wackelnde Leiter führt dich herab in einen Canyon, von wo aus du eine weitere Leiter hinab überwinden musst, um endlich am Ziel zu sein. Von oben bis unten eingestaubt, hast du dir dann die Erfrischung im glasklaren Wasser verdient. Das Wasser am Tsigrado Beach ist für uns, neben dem in Kleftiko, das schönste von ganz Milos!
Kleftiko – Milos & das Meer
Noch bleiben wir am Wasser., für dieses Must-See auf Milos sogar IM Wasser. Denn für diesen Ort, der von Landwegen nicht zugänglich ist, muss man auf das Boot umsteigen. In den zahlreichen Reisebüros in Adamas werden Halbtages- und Ganztages-Bootstouren angeboten, die einen unter anderem nach Kleftiko bringen.
Kleftiko ist das Symbol von Milos, worauf du bei einer einfachen Google-Bilder-Suche vermutlich als erstes stoßen wirst. Eine Bucht, die einst als Versteck von Piraten galt und aus dem Griechischen übersetzt Höhle der Banditen heißt. Warum die Piraten diesen Ort damals als Versteck nutzten, liegt auf der Hand, wenn man mit dem kleinen Motorboot durch die engen Höhlen tief in die Felsen eindringt. Das Gestein ist äußerst porös und man muss beim Schwimmen unbedingt auf hinabstürzende Steine Acht geben. Berühren vermeiden! Außerdem können die Algen- und Muschelbeläge des Gesteins zu allergischen Reaktionen auf der Haut führen, wie uns unser Skipper verriet.
Kleftiko ist der Wahnsinn! Wir haben es in diesem Beitrag nicht nur einmal geschrieben, aber das Wasser hier ist tatsächlich unglaublich türkis und klar. Wenn du auf die Insel Milos kommst, musst du Kleftiko einfach gesehen haben.
Für 25 Euro pro Person kannst du im Rahmen einer einfachen Halbtagestour (wahlweise vormittags oder nachmittags) nach Kleftiko kommen. Ein Bustransfer bringt dich von Adamas zum Paliochori Beach, Start- und Endpunkt der Bootstour. Angekommen in Kleftiko hat man circa 1 Stunde Zeit zum Baden und Schnorcheln bevor es nach einem kleinen, weiteren Halt an der Südküste wieder zurück geht.
Einmal um die halbe Insel herum, zahlreiche Schnorchelspots und Vollverpflegung inkl. Wein bietet dir die Ganztagestour für 70 Euro pro Person. Wenngleich diese Summe unser Budget etwas zu sprengen drohte, haben wir uns für diese Variante entschieden. Wir wollten mehr sehen von Milos, der Kykladeninsel, die uns wirklich direkt in den Bann gezogen hat. Und es hat sich gelohnt! Einfach mal entspannen, den Wind in den Haaren spüren, vom Boot in traumhaftes Wasser springen und mit einem Gläschen Weißwein abschalten…Auch hier bringt dich morgens um 9 Uhr ein Bustransfer an den Paliochori Beach. Vorbei am Fyriplaka Beach, herum um das Südwest-Kap der Insel und zu einem weiteren Highlight – Sykia, eine Grotte mit offenem Dach. Für uns war Sykia aufgrund der stürmischen See leider nicht zugänglich. Schade, aber Sicherheit geht vor! Endpunkt ist der Hafen von Adamas.
Idyllische Dörfchen
Plaka
Strände über Strände, eine Bucht türkisblauer als die andere. Die Insel Milos steht für seine wunderschönen Strände. Und für seine kleinen, aber feinen (Fischer-)dörfchen. Nach Adamas ist in dem nicht weit entfernten Ort Plaka am meisten los. Im Norden und im Landesinneren gelegen, gilt Plaka als offizielle Hauptstadt. Doch von Trubel keine Spur. Viel gibt’s nicht zu sehen, dafür laden die Gässchen umso mehr zum entspannten Schlendern und Genießen ein. Kykladen-Märchen in Perfektion! Unser Tipp: Wandert zum Sonnenuntergang hoch zur Plaka Castle. Der Ausblick wird dich umhauen…
Trypiti
Ebenfalls nur einen Katzensprung von Adamas entfernt, wirst du beim Erkunden des Nordwestens von Milos unweigerlich auf Trypiti stoßen. Das Dorf ist bekannt für seine Katakomben, die wir uns persönlich allerdings nicht angeschaut haben. Auch hier findest du kleine Gässchen mit weiß gestrichenen Fassaden, bunten Türen und blauen Kuppen. Weiter hinunter Richtung Meer kommst du an einen ganz besonderen Ort…
*
Klima
…nach Klima. Das kleinste und bunteste Fischerdorf, das wir je gesehen haben. Im Grunde genommen besteht Klima lediglich aus einem Weg. Und dieser Weg ist das schmale Ufer, an dem jedes Häuschen ist durch eine andere Farbe gekennzeichnet. So können die Fischer ihr Eigenes bereits von der Ferne im Meer wiedererkennen. Einzigartig!
Herrlich! Ehrlich?
Mit der Wahl der passenden Kykladeninsel haben wir bei uns mit Milos voll ins Schwarze getroffen. Für uns ist diese Insel in der südlichen Ägäis in der Tat einfach herrlich. Zahlreiche extravagante Sandstrände mit hellblauem, türkisschimmerndem Wasser, fernab von Trubel und Party. Solltest du das Nachtleben suchen, ist Milos eher nicht die richtige Wahl. Trotz des vergleichsweise geringen Touristenaufkommens merkt man auch in Milos die Abhängigkeit von dieser Branche. Wenngleich in den meisten Fällen freundlich, wird man dennoch elegant in Reisebüros geführt oder es wird beim Rollerverleih mit unlauteren Mitteln getrickst (siehe Roller- und Quadverleih Punkt 4). Naja, finanziell leicht haben es die Griechen sicher nicht. Verständnis gepaart mit Vehemenz und Entschiedenheit ist hier, wie an vielen Orten unserer Welt, der beste Weg zu einer rundum gelungenen Reise. Die Insel Milos ist in jedem Falle ein wunderbares Ziel in Europa!
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Hannah
Hey, ich bin Hannah - Gründerin von Generation World, meinem Herzensprojekt. Meine Idee von Generation World entstand intuitiv und ist mittlerweile zu einem Teil meiner Berufung geworden. Das Schreiben über unsere Reisen bedeutet für mich Kreativität und Freiheit. Deshalb bin ich richtig glücklich darüber, 2021 mein erstes Buch, Pachamama - Reise ins Unbekannte, veröffentlicht zu haben.
Wäre doch viel zu schade, wenn ich all die Erlebnisse nur für mich behalte, oder? Also komm mit uns auf Reisen!