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Was trieb uns nach Bogotá? Von Freunden und Bekannten haben wir stets nur Gutes über Kolumbien gehört. Von diesem Land gehe etwas Magisches aus. Vielfältig, herzlich, wunderschön – Attribute, die Weltenbummler und Reiseliebhaber sofort diesem Land im Norden Südamerikas zuschreiben würden. Dementsprechend hoch waren unsere Erwartungen als wir die zweite Etappe unserer Lateinamerika-Rundreise starteten, denn noch keiner von uns war zuvor in Kolumbien gewesen. Wir wollten uns auch vom Kolumbien-Virus anstecken lassen. Schließlich ist das Bild, das wir hierzulande in der Vergangenheit über die hiesigen Medien vermitteln bekommen, ein gänzlich anderes. Als Kontrahenten stereotypen Denkens konnten wir es kaum erwarten uns eines Besseren belehren zu lassen.
So viel vorab: Kolumbien hat definitiv etwas Magisches. Der Kolumbien-Virus konnte uns jedoch leider nicht vollkommen erobern. Ob dies Zufällen geschuldet war oder nicht, sei mal dahin gestellt. Unser erster Stopp hieß Bogotá, die Hauptstadt Kolumbiens. Was wir dort unternommen haben, was magisch und was weniger magisch für uns war, erfährst du genau hier.
Reisedaten
Lateinamerika:
Reisezeit: August – Oktober 2017
Reisedauer: 50 Tage
Kolumbien:
Reisezeit: August 2017
Reisedauer: 5 Tage
Unterkunftsart: Hostel
Ankunft und Transfer – Von Herausforderungen und Fallen
Geldwechsel
Zu aller erst empfiehlt es sich etwas Geld bereits am Flughafen zu tauschen, da du definitiv auf Bargeld angewiesen bist, solltest du nicht im Vorhinein pauschal einen Flughafentransfer organisiert haben. Der Wechselkurs in den Wechselbuden in der Ankunftshalle schienen uns auch absolut fair zu sein. Aber Vorsicht! 1 € entspricht ca. 3.700 kolumbianischen Pesos. Du wirst also nicht nur sehr viele Scheine erhalten, die du übrigens unbedingt nachzählen solltest, sondern schnelles „Im-Kopf-Überschlagen“ stellt sich auch nicht als ganz einfach heraus. Das wird uns später noch zum Verhängnis werden…
Öffentliche Verkehrsmittel
Wenn du nach Bogotá reisen und zentral unterkommen möchtest, mache dich auf eine nicht ganz unkomplizierte Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefasst. Wir entschieden uns im ersten Schritt für den Transmilenio, der allerdings nur bis zum Busbahnhof fuhr, von wo aus wir in einen anderen kleineren Bus umsteigen mussten. Mit relativ schwerem Gepäck und einer gestressten Menschenmasse um einen herum, braucht man auf jeden Fall starke Nerven. Nach dieser Fahrt waren wir leider immer noch nicht in unserer Bleibe angekommen. Etwas orientierungslos befanden wir uns auf einem zentralen Platz nahe des Viertels La Candelaria ohne Zugriff auf Google Maps. Rumfragen half uns auch nicht weiter. Offensichtlich war, dass wir mit unserem Gepäck ziemlich steile Gassen zu bewältigen hätten.
Also entschieden wir uns kurzum für rund 400m ein Taxi zu nehmen, dessen Fahrer auf uns einen sehr netten und vertrauenswürdigen Eindruck machte. Wir hielten Smalltalk, er hatte Spielzeug seiner kleinen Tochter im Auto, von der er liebevoll erzählte. Währenddessen fragten wir uns, wieso wir wohl so lange für 400m Fahrt brauchen. Der erste Trick. Endlich angekommen ging es zur Kasse. Nach einem Crash-Kurs in die Finanzpolitik des Landes und vermeintlichem Falschgeld, wollte er erst unser Bargeld nicht annehmen, weshalb wir gezwungen waren mit Kreditkarte zu zahlen. Dies funktionierte dann mit seinem portablen Gerät nicht. Letzten Endes wollte er doch Bargeld. Doch dass er zusätzlich die Kreditkarte mit 600.000 Pesos belastet hatte, merkten wir erst viel später. Nach direkter Sperrung der Karte bekamen wir dies später ohne größere Schwierigkeiten zurück.
Um auf Nummer Sicher zu gehen, kontaktiert im Vorhinein euer Hostel und erfragt die Möglichkeit nach einem Flughafentransfer. Häufig ist das gar nicht so teuer und ihr könnt euch viel Ärger und Stress ersparen. Diese negative Erfahrung ist uns ehrlicherweise aber auch in Erinnerung geblieben, da wir größtenteils mit selbst organisierten Transferfahrten immer gut „gefahren“ sind.
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La Candelaria – Das schöne Bogotá
Im historischen Viertel La Candelaria zeigt sich die Hauptstadt Kolumbiens wirklich von ihrer aller schönsten Seite! Das Motto hier lautet: Kolonialzeit trifft Moderne. Eine total konträre, aber auch wahnsinnig spannende und attraktive Kombination. Wir haben gar nicht viel unternommen, außer die Straßen und Ecken zu Fuß zu erkunden. Sehr steile, enge und „andentypische“ Gassen, deren Seiten von lokalen Straßenverkäufern besetzt und von Gebäuden im Kolonialstil umsäumt sind, führen hinunter zum Plaza de Bolívar. Die Plaza de Bolívar gilt als der zentrale Platz der Stadt und erinnert an die Unabhängigkeit des Landes.
Für diejenigen, die sich für die Geschichte der lateinamerikanischen Kolonialzeit interessieren, haben wir hier einen lehrreichen Artikel gefunden:
„Befreiung Kolumbiens vor 200 Jahren – Bolivars Wunschtraum eines mächtigen Staatenbundes“ (Peter B. Schuman, 2019)
Nicht nur die Kultur findet in La Candelaria ihr Epizentrum, auch Bildung und Kunst werden hier groß geschrieben. Beim Schlendern durch die Straßen wirst du an zahlreichen Universitäten, Museen und Bibliotheken vorbeikommen. Beim Thema Kunst trifft in Bogotá im wahrsten Sinne des Wortes Tradition auf Moderne. Die Stadt ist bekannt für Street-Art in Form von zahlreichen, bunten, hochprofessionellen und beeindruckenden Graffiti. Quasi überall wirst du auf diese tolle Art von Kunstwerken stoßen. Es werden sogar an jeder Ecke Graffiti-Touren angeboten. Wir haben jedoch lieber unsere eigene Tour gemacht, da man beim Erkunden sowieso unweigerlich darauf stoßen wird. Street-Art und Bogotá – das gehört einfach zusammen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass La Candelaria und die Barrios (Stadtviertel) in unmittelbarer Umgebung eigentlich alles bieten, was du während deines Bogotá-Trips sehen solltest. Wenn du nur wenige Tage vor Ort bist, empfehlen wir dir dort in der Nähe unterzukommen und dich auf diesen Teil der Stadt zu beschränken…
Cerro de Monserrate – Der Blick von ganz oben
Den Berg Monserrate solltest du unbedingt auf dem Zettel haben, wenn du nach Bogotá reist. Praktischerweise ist auch dieser fußläufig von La Candelaria zu erreichen. Ob mit dem Teleférico (Seilbahn) oder zu Fuß – wenn es nicht gerade aus Eimern regnet, lohnt es sich wirklich! Der Aufstieg zu Fuß hat es jedoch wirklich in sich, wenn man bedenkt, dass die Stadt auf rund 2.600m Höhe über dem Meeresspiegel liegt und der Gipfel des Cerro de Monserrate auf über 3.100m. Aufgrund Henriks Magenverstimmung entschieden wir uns hier für die schnelle und einfache Variante. Bereits in der Seilbahn hat man einen sehr weitläufigen Ausblick auf die Stadt und die Anden, die wie eine Art Mauer bilden. Oben herrscht, trotz großen Betriebes, Idylle. Dies liegt begründet in der dort erbauten Kirche und dem Schrein des Señor Caído (Gefallener Jesus), die den Gipfel auch zu einem religiösen Pilgerort machen.
Tagebuchausschnitt (Henrik), Kolumbien 26.08.:
„Ja, es war groß, voll, hektisch und unübersichtlich, aber Bogota hat definitiv etwas. Etwas Besonderes, etwas Magisches. Untergekommen waren wir im Künstler-Viertel La Candelaria in einem kargen Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad. Doch schon der Weg dorthin stellte uns vor einige Herausforderungen. […] Noch nicht ganz am Ziel musste für die letzten Meter noch ein Taxi her. Dies hätten wir uns im Nachhinein besser gespart. Nicht nur, dass er eine erhebliche Verlängerung fuhr, müde und erschöpft wie wir waren, nutzte der Taxista die Gunst der Stunde und erzählte uns etwas von Falschgeld. Beim Bezahlen wollte er dann mein Bündel Scheine checken, blitzschnell hatte ich 20.000 Pesos mehr bezahlt. Keine Angst dies sind lediglich ~6€, aber trotzdem ärgerlich, da ich den alten Taschenspielertrick erst im Hostel bemerkt habe. Außerdem hatte meine Kreditkarte, mit der ich als erstes passend bezahlen sollte nach 3 Versuchen nicht funktioniert…
Den Abend ließen wir in einem schicken Burgerladen um die Ecke bei ein paar heimischen Bier ausklingen. Es war sehr lecker und auch schon deutlich günstiger als in Mexiko, aber im Nachhinein hätte ich diesen nicht ganz durchgebratenen Hamburguesa wohl lieber gelassen. Der nächste Morgen begann für mich übel. Mir ging es wirklich hundeelend. Und bereits nach wenigen Minuten leerte ich den Inhalt meines Magens unfreiwillig in den kleinen Mülleimer neben dem Bett. Dies tat unmittelbar erstmal ziemlich gut und so machten wir uns nach einem kleinen Frühstück, doch direkt wie geplant auf den Weg zur Seilbahn hoch zum Monserrate. Doch schon auf dem gut 10-minütigen Weg zum Fuße des Berges merkte ich, mir ging es gar nicht gut. Die Unruhe im Magen-Darm Trakt übertrug sich schnell auf meinen Kreislauf und ich fühlte mich wirklich schwach.
Dies durchkreuzte unsere Pläne vorerst und ich landete mit einem Mate-Tee im Bett, wo ich die restliche Zeit des Tages verbringen musste. Im frühen Abend konnten wir dann immerhin doch noch eine größere Runde drehen, nachdem ich mich ausgeschlafen und etwas erholt hatte. Die Tour hoch zum Monserrate haben wir dann heute Morgen nachgeholt, denn nach dem einen Tag mit ganz viel Schlaf (und ganz wenig Essen) geht es mir heute schon viel besser.“
Herrlich! Ehrlich?
Selbstverständlich ist Kolumbien nicht frei von Kriminalität – aber das ist auch Deutschland nicht! Mit Taxifahrern in Bogotá haben wir persönlich wenig gute Erfahrungen machen können. Der Fall am Tag unserer Anreise war definitiv am symbolträchtigsten und gravierendsten. Aber auch andere Taxifahrer versuchten alles, um aus Touristen den größtmöglichen Profit herauszuschlagen. Wir haben jedoch gelernt. Nichtsdestotrotz möchten wir anmerken, dass uns dies auch überall anders auf unserer Reise hätte passieren können und dass die Ausmaße des Betruges für uns nicht allzu drastisch ausgefallen sind.
Bogotá ist riesig! Wir haben in zwei vollen Tagen nur einen winzigen Teil der Stadt sehen können. Dieser Teil hat uns sehr gut gefallen und man kann sich absolut sicher frei und unabhängig bewegen. Obwohl wir es nicht beurteilen können, gibt es mit Sicherheit weniger ansehnliche und weniger sichere Viertel, auf die unserer Eindrücke vielleicht nicht in vollem Maße zutreffen.
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Hannah
Hey, ich bin Hannah - Gründerin von Generation World, meinem Herzensprojekt. Meine Idee von Generation World entstand intuitiv und ist mittlerweile zu einem Teil meiner Berufung geworden. Das Schreiben über unsere Reisen bedeutet für mich Kreativität und Freiheit. Deshalb bin ich richtig glücklich darüber, 2021 mein erstes Buch, Pachamama - Reise ins Unbekannte, veröffentlicht zu haben.
Wäre doch viel zu schade, wenn ich all die Erlebnisse nur für mich behalte, oder? Also komm mit uns auf Reisen!