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Zwischen schier endlosen, terrassenförmigen Reisfeldern, die sich in elegant geschwungen an den steilen Hängen von Berg bis Tal entlang ziehen, liegt Sapa – eine Kleinstadt in der Provinz Lào Cai im hohen Nordvietnam nahe der Grenze zu China. Aufgrund der geografischen Lage erwartet dich in Sapa in Nordvietnam ein einzigartiger, friedlicher und authentischer Schmelztiegel der Kulturen, denn die Gegend nennen die Völker der Hmong, der Dao, der Tay und andere kleinere Ethnien gleichermaßen ihr Zuhause – und teilen es gerne mit dir. Auf 1.600 Metern über dem Meeresspiegel findest du dich in Sapa inmitten von grünbewachsenen Bergen wieder.
Reisedaten Vietnam
Reisezeit: April-Mai 2024
Reisedauer: 6 Wochen
Unterkunftsart: Homestays, Apartments
Sieh zu, wie sich am frühen Morgen der dichte Nebel im Tal verzieht, die Sonne ihre Fühler allmählich ausstreckt und mach dich bereit für einen eindrucksvollen Tagen zwischen Bergen und Kultur. Wir haben 4 Tage in Sapa verbracht und möchten dir in diesem Beitrag von 3 Erlebnissen berichten, die uns die Umgebung in all ihren bunten Facetten nähergebracht haben.
Warum Sapa in deine Vietnam Reise gehört
Für uns persönlich war es die beste Entscheidung unserer Vietnam Reise, Sapa in unsere Route zu integrieren. Denn Sapa ist einfach anders. Einfach. Und anders.
Sapa unterscheidet sich sowohl landschaftlich als auch kulturell stark vom restlichen Vietnam und erlaubt damit einen abwechslungsreichen Blick auf das Land. Wer sich nach der hektischen, versmogten Großstadt Hanoi oder der drückenden Hitze an der Küste nach frischer Bergluft und Landleben sehnt, der wird in Sapa das Paradies finden. Wenngleich dieser Ort durchaus als Touristenmagnet bezeichnet werden kann. Insbesondere wegen des höchsten Berges ganz Indochinas (= Kambodscha, Laos, Vietnam): dem Fansipan.
Trotz der zahlreichen Besucher, die hier zu einem großen Teil aus Asien kommen, hat sich die Region ihre Kultur bewahrt. Außerhalb der Stadt findet das einfache Landleben in kleinen Bergdörfern statt. Wenn du, wie wir, ins wirkliche Leben der Locals eintauchen und mit ihnen in Kontakt treten möchtest, solltest du unbedingt in einem Homestay im Muong Hoa Tal übernachten. Dazu erfährst du gleich aber mehr.
Sapa – Das touristische Zentrum
Der Bus hatte ordentlich zu kämpfen, als er sich die langgezogenen Serpentinen nach Sapa hinaufschlängelte. Neben – oder sollte ich unter uns sagen? – begrüßten uns bereits die für die Region so ikonischen Reisterrassen. Die Stadt Sapa liegt beschaulich rund um einen kleinen See und umgeben von Bergen, ist aber weitaus weniger sehenswert als die Highlights, die in der Umgebung warten. Denn wenn du mit den Erwartungen meiner eingangs geschilderten Beschreibungen in Sapa aussteigst, wirst du zunächst enttäuscht sein: Ein Tourenanbieter reiht sich an den nächsten. Restaurants, Bars und Cafés, wohin das Auge reicht. Schrille Leuchtreklamen und fliegende Händlerinnen mit Souvenirs. Daher empfehlen wir dir unbedingt, nicht direkt in Sapa eine Unterkunft zu suchen – es sei denn, das ist genau, was du suchst.
Eine kleine Anekdote, die den aufstrebenden Tourismus verdeutlicht: Eines Abends beobachteten wir, wie auf einem zentralen Platz vier etwa sechsjährige Mädchen auf moderne Pop-Musik tanzten. Beziehungsweise tanzen sollten. Daneben standen ihre Mütter, die unaufhörlich zum Weitertanzen animiert und die wenigen erhaltenen Spenden direkt einkassiert haben.
Zum Essengehen und Orientieren ist Sapa gut. Für mehr aber auch nicht.
Tipp zur An- und Weiterreise: Der geläufigste Ausgangspunkt für eine Reise nach Sapa ist Vietnams Hauptstadt Hanoi. Von dort aus erreichst du das Ziel mit dem Bus in 5-6 Stunden. Buchen kannst du die Tickets entweder im Old Quarter in Hanoi oder online über 12go.asia. Falls du den Ha Giang Loop auf deinem Zettel hast, kannst du diesen ideal auch vor oder nach deiner Zeit in Sapa einplanen.
3 einzigartige Erlebnisse rund um Sapa
Hoch hinaus auf den Fansipan
3.143 Meter ragt es in den Himmel – das sogenannte “Dach Indochinas“. Der Fansipan ist zweifelsohne die berühmteste Sapa Sehenswürdigkeit. Spätestens nachdem 2016 vom vietnamesischen Megakonzern SunWorld eine bombastische Seilbahn eröffnet wurde. Was zuvor nur in einer bis zu 3-tägigen anspruchsvollen Wanderung zu erreichen war, geht heute in entspannten 15 Minuten.
Mit einem gemieteten Roller fuhren wir gegen 9 Uhr von unserem Homestay außerhalb von Sapa* zur Seilbahnstation, die den Anschein erweckt, man befinde sich gerade im Phantasialand. Ein künstlich angelegtes Hmong Dorf, Gebäude der Superlative und Menschenmengen, die wie vor einer Achterbahn mit Zaunbegrenzungen in Reih und Glied geordnet werden. Kurz: Nicht gerade das, was wir cool finden. Trotzdem, so viel vorneweg, war unser Ausflug auf den Fansipan wunderschön und mit das Coolste unserer ganzen Vietnam Reise!
Positiv hervorzuheben ist die Organisation. Wir hätten es beim Anblick der Massen, die an diesem Tage zu dieser Uhrzeit zum Fansipan wollten, nicht für möglich gehalten, aber nach einer halben Stunde konnten auch wir auf insgesamt 6 Kilometern die wunderschöne Bergwelt von einer Gondel aus bestaunen. Nach 1.400 überwundenen Höhenmetern angekommen, waren wir überrascht, wie gut sich die Menschenmenge verteilt. Wir haben es zu keinem Zeitpunkt als überfüllt empfunden.
Der Summit des Fansipan ist damit allerdings noch nicht erreicht! Vor dir liegt noch ein gutes Stück, was dich in Form von gut ausgebauten Wegen und Stufen vorbei an magischen Tempeln und beeindruckenden buddhistischen Statuen bis zur Spitze des Fansipan bringt.
Dieses Gefühl, wenn die Lunge beim Treppensteigen durch die knappe Höhenluft zu brennen beginnt und der kühle Wind Gänsehaut verursacht – wir lieben es! Auf dem Fansipan fühlten wir uns ein wenig wie in unserem Herzens- und Wohlfühlland Peru.
Fansipan Tipps im Überblick
💰 Kosten: 800.000 Dong p.P. (Achtung! Am Wochenende und Feiertagen teurer)
🎫 Tickets: Entweder direkt vor Ort oder online. Unser Host hat uns die Tickets einen Tag vorher online besorgt, sodass wir nicht auch für die Tickets anstehen mussten.
☀️ Reisezeit: Wir waren im April dort und hatten großes Wetterglück, da es oftmals wolkig oder neblig ist. Dafür ist die Regenwahrscheinlichkeit sehr gering.
🧥 Kleidung: Pack dir wegen der kühlen Höhenluft eine dünne Jacke und Sonnencreme (!!!) ein.
🕗 Uhrzeit: Sei entweder kurz nach Öffnung um 8 Uhr da oder am frühen Nachmittag. Zu diesen Zeiten scheint es weniger voll zu sein. Generell kannst du für den Fansipan 3-4 Stunden einplanen.
Übernachten in einem Homestay in Sapa
Die beste Möglichkeit, in Sapa kulturnah und gleichzeitig preiswert zu übernachten sind Homestays. Dadurch, dass du direkt bei einer Gastfamilie übernachtest, bekommst du nicht nur mehr vom „echten“ Leben mit, sondern reist definitiv auch nachhaltiger, da das Geld unmittelbar bei den Einheimischen ankommt.
In den kleinen Dörfern im Muong Hoa Tal, das an Sapa angrenzt, gibt es etliche solcher Homestays. Wir hätten bei der großen Auswahl keine bessere Wahl treffen können! Im Hmong Wooden Home* wohnten wir in einem privaten, geräumigen, sehr sauberen Zimmer komplett aus Holz und hatten einen direkten Zugang zum Balkon mit atemberaubendem Blick auf die umliegenden Berge und Reisfelder. Das Ehepaar ist extrem liebevoll und hilfsbereit, auch wenn unsere Kommunikation größtenteils über Google Translate stattfand. Einerseits empfinde ich es als schade, wenn man sich in einem Gespräch gegenseitig ein Handy hinhält, andererseits ist das der beste Beweis dafür, dass du dich wirklich in einer anderen, fremden Kultur aufhältst. Bei unserer Abreise schenkte uns die Frau sogar noch zwei kleine bestickte Taschen.
Der Standard war definitiv der beste von all unseren Homestays in Südostasien. Einzig eine Klimaanlage gehörte nicht zu unserem Luxus, was in Anbetracht der hohen Stromkosten für eine kleine Familie aber absolut verständlich ist. Im Gegensatz zum restlichen Vietnam in dieser Reisezeit lässt es sich in Sapa aber auch mit einem Ventilator aushalten, da die Nachttemperaturen auf circa 20 Grad fallen.
Wir empfehlen dieses Homestay in Sapa von Herzen weiter!
Unser Homestay in Sapa:
Hmong Wooden Home auf Booking.com*
Schluss mit nervigen Abhebegebühren im Ausland! Seit Jahren nutzen wir auf unseren Reisen das kostenlose Girokonto mit Visa Debit Card der DKB*. Damit kannst du weltweit kostenlos Bargeld an Automaten abheben und bezahlen. Richtig nice: Das DKB Girokonto kann als Partnerkonto eröffnet werden, sodass ihr beide eine Visa Debit Card bekommt und das gleiche Konto nutzt. Alle Infos und Vorteile gibt’s hier.
Trekking durch Dörfer im Muong Hoa Tal
Ein Trekking ist die schönste Möglichkeit, um die Symbiose aus bergiger Natur und ländlicher, ethnischer Kulturen in Sapa zu erleben. Auch hier ist unsere Empfehlung, keine Tour in Sapa selbst zu buchen, sondern dich an dein Homestay zu wenden. Die angebotenen Routen betragen meist zwischen 3 und 8 Stunden. Wir haben uns für die goldene Mitte von 5 Stunden entschieden.
Mit unserer Wanderführerin, die uns um 9 Uhr im Hmong Wooden Homestay abholte, hatten wir leider etwas Pech. Denn, entgegen des Versprechens, sprach sie zwar fließend, aber ihre ganz eigene Version von Englisch. Wir gaben uns größte Mühe, doch konnten höchstens 15 Prozent verstehen, weshalb wir einige interessante Infos nachrecherchieren mussten und bis heute nicht wissen, welchem Stamm sie eigentlich angehört.
Der Beginn unserer Wanderung führte uns in ein Dorf vorbei an einer Kirche, die an diesem Sonntagvormittag brechend voll war. Interessanterweise sind sehr viele Menschen rund um Sapa christlichen Glaubens. Alle Völker, die in Sapa ihre Heimat haben, sprechen unterschiedliche Sprachen und haben unterschiedliche Bräuche. Daher hat auch jede Ethnie – ob Hmong, Dao oder Tay – im Muong Hoa Tal ihre eigenen Dörfer. Anschließend ging es durch einen mystischen Bambuswald, an dessen Ende uns unsere Wanderführerin eine Pflanze zeigte, die den Farbstoff Indigo enthält. Die Gegend rund um Sapa ist berühmt für ihre Webkunst aus bunten Stoffen, die traditionell mit natürlichen Farben eingefärbt werden. Wie gut das funktioniert, merkte Henrik schnell an seinen Händen, nachdem sie ihm ein paar Blätter dieser Pflanze (zu Deutsch: Färber-Knöterich) zum Zerreiben in die Hände gelegt hatte.
Unser Trekking führte uns auf unbefestigten Wegen immer weiter nach oben. Vorbei an wild wachsendem Marihuana – ja, ernsthaft. Der Nebel wurde immer dichter. Die Reisterrassen im Tal immer kleiner. In dieser Saison sind diese eher schlammig und werden für die neue Saat vorbereitet. Was wir allerdings an einem Busch am Wegesrand ernten konnten, waren gelbe Himbeeren (Himalaya-Himbeeren), von denen wir mehrere Hände voll verputzt haben. Endlich mal wieder Himbeeren!
Wir erlebten ein sehr authentisches ärmliches Dorfleben, an dem nichts für Touristen gestellt ist, außer ein paar feilgebotene Souvenirs. Auch wenn du nichts kaufst, wirst du freundlich behandelt. Wir kamen an einer Hütte vorbei, in der eine Frau mit einem selbstgebauten hölzernen “Balance-Board“ die Fäden zum Weben platt presste. In einem anderen Verschlag saß eine andere Hmong-Frau auf ihrem improvisierten Webstuhl mit Holzpedalen und war derart begeistert von meinen Fotos von ihr, dass sie mich kurzerhand mit herein zu ihrem Schrein holte und sich unbedingt mit Peace-Zeichen davor ablichten lassen wollte. Beim Herausgehen klopfte mir die Frau, die einen Kopf kleiner war als ich (und ich bin 1,58m!), auf die Schulter und sagte: You friend! Dann kramte sie aus einem Korb ein buntes Büffel-Kuscheltier hervor, welches sie mir mit ihrer gewitzten Marketing-Masche verkaufen wollte.
Hinweis für Reisende in Sapa Vietnam
Sehr wahrscheinlich wirst du – vielleicht sogar gleich an deinem ersten Tag rund um Sapa – die jetzt beschriebene Szene mindestens einmal genauso erleben: Auf deinem gezielten Weg zu Fuß zum Restaurant oder deinem Spaziergang triffst du auf eine Frau mittleren Alters mit traditioneller Tracht und einem Tragekorb auf dem Rücken. Mit dabei ist immer ein Mädchen – vermutlich die Enkelin. Die beiden begleiten dich auf Schritt und Tritt, dennoch in respektvollem Abstand, und stellen dir in gerade so verständlichem Englisch genau 3 Fragen:
- What’s your name?
- Where are you from?
- How old are you? – seriously, das ist wirklich eine sehr merkwürdige und ungewohnt direkte Frage für Erwachsene 😂
Nach einigen Minuten des Beziehungsaufbaus schenkt dir das Mädchen ein aus Grashalm gebasteltes Herz oder eine andere Figur. Wie süß von ihr! Nochmal einige Minuten später breitet die ältere Frau dann ihren Korb vor dir aus und kramt nach und nach bunte Stofftiere, Ohrringe, Tücher und Taschen hervor. Wir haben diese Situation copy-paste-artig exakt dreimal in drei Tagen erlebt. Nur damit du Bescheid weiß, falls du plötzlich eine Begleitung dabei hast 😉
Herrlich! Ehrlich?
In Sapa sind sie offensichtlich, die berühmt berüchtigten zwei Seiten der Medaille des Tourismus. Sowohl die Einheimischen als auch große Unternehmen haben die Faszination und Attraktivität der Region erkannt – was per se ja nichts Schlechtes sein muss. Im Falle von SunWorld, dem Betreiber der Fansipan Seilbahn, wissen wir von Vietnamesen, dass das Vorgehen in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz extrem umstritten ist. Aber dass der Tourismus in Sapa den Anwohnern zu Gute kommt, sollte das Ziel aller sein. Selbst wenn du nicht jeder Frau ihre Waren abkaufen kannst, unterstütze die Menschen, indem du in Homestays übernachtest oder in ihren Garküchen isst. Es wäre viel zu schade, wenn du in Sapa nicht über den Tellerrand blickst. Die Gegend ist nämlich mit das Schönste, was Vietnam zu bieten hat!
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P.S. Wir trinken gerne Wein beim Schreiben 😉
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Hannah
Hey, ich bin Hannah - Gründerin von Generation World, meinem Herzensprojekt. Meine Idee von Generation World entstand intuitiv und ist mittlerweile zu einem Teil meiner Berufung geworden. Das Schreiben über unsere Reisen bedeutet für mich Kreativität und Freiheit. Deshalb bin ich richtig glücklich darüber, 2021 mein erstes Buch, Pachamama - Reise ins Unbekannte, veröffentlicht zu haben.
Wäre doch viel zu schade, wenn ich all die Erlebnisse nur für mich behalte, oder? Also komm mit uns auf Reisen!