Inhalt
Copacabana – die bolivianische Seite des Titicacasees – erwartete uns relativ einsam und verträumt, mit Wetterkapriolen, und von einer im wahrsten Sinne des Worts anderen, uns neuen Seite. Wir waren gespannt auf Bolivien, dem wohl ärmsten Land unserer Reise, auf seine Natur und seine Menschen. Und am ursprünglichsten sollte es doch hier oben sein, so nahe am Himmel. Doch lies selbst, welchen Eindruck wir in zwei Tagen von Copacabana bekamen, was wir unternommen haben und worauf man lieber gefasst sein sollte.
Reisedaten
Lateinamerika:
Reisezeit: August – Oktober 2017
Reisedauer: 50 Tage
Bolivien:
Reisezeit: September 2017
Reisedauer: 7 Tage
Unterkunftsart: Hostel
Quta qawana oder Kotakawana?
Zur Herkunft des berühmten Namens gibt es mehrere Theorien. Zum einen gibt es die Annahme, der Name komme aus dem Aymara (indigene Sprache). Quta qawana bedeutet dort wohl soviel wie „Sicht auf den See“. Eine andere Geschichte erzählt hingegen von einer androgynen Gottheit namens „Kotawakana“. Dieser war in der frühen Anden-Mythologie der Gott der Fruchtbarkeit, analog zu Aphrodite als griechische oder Venus als römische Gottheit. So hat es zumindest der Wissenschaftler Mario Montaño Aragón in den „indischen Archiven“, die heute in Sevilla zu finden sind, dokumentiert.
Warum der Strand in Brasilien nun auch Copacabana heißt, findest du hier:
https://www.spiegel.de/reise/fernweh/bolivien-die-heilige-jungfrau-von-copacabana
Copacabana – Das Original
Fragt man einen Bolivianer, so gibt es nur ein Copacabana. Und zwar die bolivianische Halbinsel am Ufer des Titicacasees. Mit lediglich etwas mehr als 3.000 Einwohnern wesentlich überschaubarer als das berühmtere Pendant in Rio de Janeiro. Viel hatten wir gehört von dieser oftmals als „schöner“ betitelten Seite des Titicacasees. Puno, als Ausgangshafen des Festlandes auf der peruanischen Seite ist nun bei weitem nicht von Schönheit geprägt, die Inseln definitiv schon. Copacabana als bolivianisches Gegenstück ist entsprechend auch Ausgangspunkt für viele Ausflüge, wie die Folgenden. Aber im Gegensatz zu Puno bietet auch der Ort selber schon einiges. Neben dem Hafen, muss man die schneeweiße Kathedrale Virgen de Copacabana nennen. Diese stellt einen der wichtigsten Wallfahrtsorte Boliviens dar. Insgesamt ist Copacabana ein wirklich schmuckes Städtchen, was sich dadurch von dem restlichen kargen und eintönigen Andenhochland und seinen Dörfchen enorm abhebt.
Cerro Calvario – Der heilige Berg
Angrenzend an Copacabana liegt der Cerro Calvario („Kalvarienberg“). Dessen Gipfel liegt auf 4.011m Höhe, was bedeutet er ragt von Copacabana (3.810m) überschaubare 200m in die Höhe. Entsprechend kann man eine lockere Wanderung unternehmen um diesen Gipfel zu erklimmen. In Fußnähe vom Stadtzentrum aus zu erreichen, zeigt der Weg hinauf an verschiedenen Stationen recht anschaulich die Leiden Jesu bis zum Altar und Kreuz auf dem Gipfel. Auch für Nicht-Gläubige bietet der Cerro Calvario einen unglaublichen Ausblick. Bei klarem Wetter kann man die Weite der umliegenden Natur genießen. Copacabana, der Titicacasee, die Inseln ergeben ein herrliches Gesamtbild. Alleine dafür lohnt sich der Aufstieg.
Unser Tipp: Oben auf dem Gipfel den Sonnenuntergang mit einem heimischen Bierchen genießen! Aber nachher schnell wieder runter, denn ist die Sonne einmal weg wird es in Kürze doch ziemlich kalt.
Isla del Sol & Isla de la Luna – Eine Bootstour auf dem Titicacasee
Einer der typischen Ausflüge, die man von Copacabana unternehmen kann, ist die Bootstour zur Isla del Sol und zur Isla de la Luna. Als Kombination ist so ein umfassender, inspirierender, ruhiger und auch naturverbundener Tagesausflug möglich.
Die Bootsfahrt vom Hafen aus führt einen erst zur Isla del Sol („Sonneninsel“), der größten Insel des Titicacasees. Neben dem Cerro Chequesan (4.075m) befinden sich dort ein Inkatempel, ein Inkabrunnen und die Treppe des Inka. Aber Achtung – nicht alles ist frei zugänglich! Teile der Bevölkerung sträuben sich gegen den Tourismus. Daher sind teilweise ganze Landabschnitte abgesperrt. Ungefähr 2.000 Menschen leben auf dieser Insel, hauptsächlich in Ch’alla. Dort befindet sich auch die Anlegestelle am Sandstrand einer feinen, kleinen Bucht. Wir wurden auf unseren Wunsch hin an einer anderen Stelle rausgelassen um auf eigene Faust 1-2 Stunden bis zur Bucht spazieren zu können, wo wir wieder aufgesammelt wurden. Absolut empfehlenswert!
Die Isla de la Luna („Mondinsel“) ist deutlich kleiner und liegt in direkter Sichtweite zur Isla del Sol. Hier befindet sich der Tempel der Sonnenjungfrauen. Falls du den Inkatempel auf der Isla del Sol nicht zu Gesicht bekommen konntet, so findest du hier überraschend intakte Bauten mit einer Vielzahl von verschiedensten Räumen in allen Größen. Oftmals werden hier auf den Feldern davor Zeremonien abgehalten. Teilweise wohl auch als Touristenattraktion – trotzdem absolut sehenswert.
Dieser Ausflug, von der Bootsfahrt auf dem Titicacasee bis zur Erkundung der Inseln mit ihrer Natur und ihren Bauten, hat uns abermals absolut beeindruckt und geprägt. Es ist einfach ein ganz besonderes Gefühl in dieser Region dem Himmel so nahe zu sein und dabei die nach wie vor unglaublichen Weiten des Titicacasees vor seiner Nase zu sehen.
Wie schön kann unsere Erde sein?
Weiterreise – Mit dem Bus nach La Paz
Als nächste Etappe bietet sich der Bus nach La Paz an. Diese quasi alternativlose Fahrt möchten wir nicht unerwähnt lassen, da sie sich als etwas weniger entspannt als erhofft erwiesen hat. Dies lag, zusätzlich zu den gewohnten langen Wartezeiten, insbesondere an einem ganz besonderen Stopp. Ziemlich spät nachts mussten wir nämlich plötzlich (zumindest für uns) alle den Bus räumen. Es sollte ein großes Gewässer überquert werden, für den es extra eine Autofähre gab. Doch diese ist wohl nur in der Lage den Bus alleine, ohne Insassen, sicher auf die andere Seite zu befördern. So mussten wir die Strecke, mitten in der Nacht, auf einem kleinen wackeligen Kutter zurücklegen, auf dem nicht nur Hannah gefährlich übel wurde. Letzten Endes haben es allerdings alle rüber geschafft und die Fahrt führte uns schlussendlich heil nach La Paz. Also sei vorbereitet, wenn du diese Route fährst!
Tagebuchausschnitt (Henrik), Bolivien 11.09.2017:
„[…] Wir beide haben allerdings ordentlich Farbe bekommen. Das lag am gestrigen Tag an der „wahren“ Copacabana, Boliviens Küste am Titicacasee. Angefangen mit der Busfahrt von Cusco über Puno zur bolivianischen Seite nach Copacabana laufen nun wieder hektischere Tage unserer Reise. Nach einigen vertanen Stunden der Warterei in Puno und dann am Grenzübergang kamen wir mittags gegen 12 Uhr in unserem Hostel an. Wir checkten ein, machten uns frisch und informierten uns gleich über die möglichen Bootstouren zur Isla del Sol und Isla de la Luna, die wir uns für diese neue, angeblich viel schönere Seite des Titicacasees vorgenommen hatten. Den Rest des Tages verbrachten wir mit einer kleinen Walking Tour auf den angrenzenden Berg, an dem für interessierte Christen der Leidensweg Jesu in verschiedenen Stationen dargestellt wurde. Wir hatten da deutlich mehr Augen für die prächtige Aussicht und genossen beim Sonnenuntergang mit einer Dose Paceña (DEM bolivianischen Bier) das atemberaubende Panorama.
Anschließend wurde es doch schnell ziemlich kalt und wir flüchteten uns zurück ins Dorf. Dort war Samstagabends allerdings ziemlich tote Hose und ziemliche wuchrige Touristenpreise. Nicht mal ein normaler Supermarkt ließ sich finden…Trotzdem genossen wir noch ein paar Cocktails (jeder EinenJ). Der nächste Tag sollte dann umso schöner werden. Trotz oder gerade wegen eines nächtlichen Unwetters erwartete uns ein sonniger Tag. Perfekt für unsere geplanten Bootstouren und Inselwanderungen! Und perfekt für unsere roten Nasen und Gesichter, die wir anschließend davontrugen. Dabei hätten wir es mittlerweile echt wissen müssen, wozu die Sonne in dieser Höhe in der Lage ist. Es war ein ziemlich günstiger und wirklich schöner Tagesausflug, da wir uns entschlossen beide Inseln für uns ohne Guide zu erkunden. Die Natur, Menschen, der See, alles noch ziemlich ursprünglich und abermals ein wirklich prägendes Erlebnis.
Auf der Rückfahrt konnten wir uns auf dem Sonnendach des Bootes schon etwas entspannen. So schnell war eine schöne Etappe unserer Reise schon wieder beendet. Mehr Erholung war uns dann nicht gegönnt, denn die anschließende Busfahrt nach La Paz, inklusive unerwarteter nächtlicher Bootsfahrt aufgrund einer Autofähre, die nur den Bus alleine schaffte, war eher eine Tortur!“
Herrlich! Ehrlich?
Ja, es gibt ein großes Problem in Copacabana, was uns insbesondere auf der an sich tollen Wanderung auf den angrenzenden Cerro Calvario doch sehr ernüchtert hat: Müll, Unmengen davon! Als würde jeder einfach achtlos alles wegschmeißen und niemand hätte Lust mal ordentlich sauber zu machen. Natürlich werden vor allem Dingen wir Touristen dafür verantwortlich sein. Es ist nicht nur für die Umwelt fatal, da diese Stück für Stück zerstört wird. Bilder verbreiten sich wie ein Lauffeuer, wodurch im ersten Schritt die Tourismusbranche und im zweiten die Wirtschaft des Landes leidet. Schon jetzt lebt Copacabana vom Tourismus, doch kann sich ein Hype auch schnell ins Gegenteil umkehren wegen solchen Folgeerscheinungen. Mit Sicherheit trägt aber auch die Regierung eine Teilschuld, die diesem Thema vielleicht nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenkt.
Hoffentlich hat dir der Artikel aufgezeigt wie lohnenswert das „wahre“ Copacabana, der Titicacasee und auch der Cerro Calvario ist. Vor Ort gilt es allerdings umso mehr mit gutem Beispiel voran zu gehen und die Leute vor Ort zu unterstützen, damit Copacabana so ansehnlich bleibt und die umliegende Natur keinen weiteren Schaden erleidet...
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Henrik
Hi, ich bin Henrik - Mitbegründer von Generation World. Als Autor, Drohnenpilot und Videograf arbeite ich gemeinsam mit Hannah leidenschaftlich bei der Umsetzung unseres gemeinsamen Herzensprojektes.
Wie auf unseren Reisen, gibt es keinen Berg, der nicht zu erklimmen und keinen Weg, der zu weit ist. Kommst du mit uns?