Thumbnail - Fahrradtour durchs Rheinland

Radfahren im Rheinland – Unsere verrückte Heimat-Safari

„Mein Arsch tut weh! Niemals mache ich so einen Triathlon, also Fahrradfahren ist echt nichts für mich“.

(Hannah, 07.05.2020, irgendwann ab 85km)

Hannah sah man die Schmerzen an auf diesen letzten Kilometern Kampf, einer Tour, die locker schien, aber durch ihre schiere Länge uns schließlich doch ungewohnte Belastungen bescherte.

Radfahren im Rheinland?! An diesen Tagen läuft alles anders als ursprünglich geplant. Eigentlich würden wir aus Südafrika grüßen und die Safari unseres Lebens erleben. Doch Covid-19 hat auch uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und so berichten wir an dieser Stelle nicht von Kapstadt, der Garden Route oder einem der Nationalparks, die wir uns ausgeguckt hatten, sondern von einem ganz anderen Abenteuer: Eine Fahrradtour aus dem Westen von Köln den Rhein entlang bis nach Bonn – unsere Heimat-Safari! Das ganze hin und zurück natürlich, an einem Tag. Die Mittagspause war bei meinen Eltern in Bonn angedacht. Alles in allem rechneten wir insgesamt mit rund 75-80 km, je nach gefahrener Strecke.

Reisedaten

Reisezeit: Mai 2020
Reisedauer: 1 Tag

 

Hört sich erstmal nicht so spektakulär an, aber lies selbst warum diese recht spontane Tour für uns trotzdem zu einem besonders prägenden Erlebnis wurde.

Radfahren im Rheinland - Hannah & Henrik am Rheinufer

Ausrüstung – Bikes, Equipment & Proviant

Unsere Fahrräder

Am Tag zuvor hatten wir schon einmal grob geguckt, ob unsere Räder fit waren und eine kleine Testrunde zum Einkaufen gedreht. Ansonsten sind wir recht spontan (im Nachhinein vielleicht etwas naiv) an die Sache herangegangen. Hannah besitzt ein stabiles Trekking-Rad, mit dem sie normalerweise jeden Tag zur Arbeit düst und ich habe ein recht großes, robustes, aber auch schweres Mountainbike. Generell natürlich nicht die schnellsten Räder für so eine Tour, aber wir hatten uns auch bewusst gesagt, es solle eine schöne Tour werden und wir wollten kein Wettrennen daraus machen. Also ein paar Schrauben angezogen, Reifendruck gecheckt und die Räder waren bereit. Mussten wir nur noch unseren Rucksack packen…

Blieb noch die Frage nach der Kleidung. Speziell morgens beim Start gegen 10 Uhr war es gerade im Schatten doch recht frisch. Daher entschieden wir uns spontan noch dafür, ein leichtes Jäckchen drüber zu werfen. Eine gute Wahl, gerade für die erste Stunde, da es zwischen den Bäumen auf der Strecke recht oft schattig war. Ansonsten haben wir uns den Temperaturen entsprechend für kurze Hose und später dann auch T-Shirt sowie feste, sportliche, aber auch gemütliche Schuhe entschieden. Wir waren/sind leider weder in Besitz von speziellen Radlerhosen noch sonstigem besonderen Equipment. Und dies sollten wir später auch noch zu spüren bekommen…

Verpflegung

Ich kümmerte mich um Proviant. Insbesondere genügend Wasser, Obst und Riegel für die Aufrechterhaltung der notwendigen Power im Sattel. Aber auch nicht zu viel, denn Mittagessen war schließlich in Bonn geplant und Wasser würden wir dort selbstverständlich auch wieder auffüllen können.

Start & Ziel – Ein Routenvorschlag zum Radfahren im Rheinland

Startpunkt war unsere gemeinsame Wohnung im äußersten Westen Kölns. Von dort sind es alleine schon gut 10km bis ans Kölner Rheinufer. Am Rhein angelangt, wollten wir dann einfach am Ufer entlang bis nach Bonn – Beuel zum Haus meiner Eltern. Wir kalkulierten grob mit weiteren 25 bis 30km. Aber es gab natürlich eine Vielzahl an verschiedenen Möglichkeiten: Rechts- oder linksrheinisch am Ufer entlang, möglichst direkt und gerade gen Süden oder jeden Schlenker des Rheins mitnehmen? 

Wir ließen ganz bewusst, durch einige Unklarheiten, Platz für Spontanität und planten die Strecke nicht bis ins letzte Detail. Wichtig war uns eher, dass es nicht einfach nur am Rhein entlang nach Bonn, sondern wirklich auch hauptsächlich durch die Natur, durchs Grüne ging. Um es vorwegzunehmen, dies ist uns echt gut gelungen, auch wenn die Fahrradtour dadurch ein ganz klein wenig ausartete. Hier findest du die Route, die sich im Nachhinein so ergab:

Route beim Radfahren im Rheinland

Ach ja, kurz vor dem Start fiel uns noch ein, dass wir gar kein Flickzeug parat hatten. Also bei einem kaputten Reifen, einem Platten wären wir komplett aufgeschmissen gewesen. Na ja, wird schon nichts passieren. Auf geht’s!

On the road – Der Hinweg

So machten wir uns auf den Weg aus dem Kölner Westen, hin zum Geißbockheim, rein in den äußeren Grüngürtel um dann irgendwo am Rheinufer rauszukommen. Wir starteten schwungvoll, es war aber auch durch unzählige Laufrunden bekanntes Terrain. Und als wir das Geißbockheim, die Trainingsstätte vom 1.FC Köln, hinter uns ließen, haben wir uns prompt einmal vom abbiegenden Weg falsch leiten lassen.  Fast wären wir jenseits der Autobahn in Hürth gelandet. Daher mussten wir knapp 1km korrigieren und richtig zurückfinden, parallel dem Militärring folgen bis zum Südkreisel. Solche Kleinigkeiten sollten uns noch 1-2 Mal auf der langen Strecke passieren, aber das war nun wirklich nicht der Rede wert.

Raus kamen wir am Südkreisel, dem Endpunkt der AB555. Dort mussten wir einmal rüber Richtung Rheinufer; das war es dann aber auch schon wieder mit Autoverkehr und großen Straßen. Wir blieben hauptsächlich bei echt schönen Radwegen im Grünen. So erreichten wir in Rodenkirchen, kurz vor der Autobahnbrücke, das Rheinufer und standen vor der ersten schwierigen Entscheidung. Sollten wir auf dieser, der linken Seite vom Rheinufer bleiben oder die Brücke nutzen und anschließend komplett rechtsrheinisch den Rhein entlang bis Bonn-Beuel? …

1. Stopp: Rheinufer Poll

Wir entschieden uns für die rechtsrheinische Seite und machten am Ufer des Rheines eine erste Trink- und insbesondere Fotopause. Hannah wollte mit längeren Verschlusszeiten experimentieren, wofür sich das fließende Wasser des Rheins anbot. Nach einer guten halben Stunde machten wir uns wieder auf, im Glauben schon fast die Hälfte des Hinweges geschafft zu haben.

Rheinufer beim Radfahren im Rheinland
Rheinufer Poll - Fotografiert mit ND-Filter

Die Strecke sollte uns über Porz, Zündorf, Ranzel, Niederkassel und Mondorf bis nach Bonn-Beuel führen. Eine wirklich herrliche Strecke am Rhein entlang, schön grün und bis auf ganz wenige Ausnahmen auch super Radwege. Nur einen Punkt hatten wir unterschätzt. Doch nah am Rhein nahmen wir so ziemlich jede Biegung mit und auf diese Weise wurden aus geplanten maximal 40km doch schlappe 48km. Und das war ja erst der Hinweg. Würden wir das auch nochmal schaffen?

Ankunft in Bonn – Die Halbzeitpause

In Bonn angekommen erfreuten wir uns daran, vom Sattel aufstehen zu können und erstmal nicht sitzen zu müssen. Das Mittagessen und die Ruhe gaben uns die Möglichkeit um für den Rückweg zu regenerieren. Auch wenn dein Elternhaus nicht in Bonn steht, bietet die ehemalige Hauptstadt natürlich diverse Möglichkeiten für einen längeren Halt. Mein Vater bot uns noch an, er könne uns auch wieder nach Hause fahren, wenn es zu viel wird. „Das ist doch Quatsch!“, dachten wir uns. Das konnten wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen. Wir machten uns nach ca. 2 Stunden Pause wieder höchst motiviert auf den Rückweg. Aber der Popo schmerzte schon ein wenig, als wir uns wieder auf den Sattel schwangen…

Back on the road – Der Rückweg

Voller Elan ging es dann, weil wir uns jetzt auskannten und die Strecke wirklich herrlich war, möglichst exakt denselben Weg zurück. Doch wie auf dem Hinweg auch schon, nur an anderer Stelle, verpassten wir auch auf dieser Strecke wieder eine kleine Ausfahrt und mussten einen guten Kilometer doppelt fahren. Generell wussten wir diesmal auch immer wie viel noch vor uns lag. Entsprechend wurden die Kräfte eingeteilt und die Pausen geplant. Nichtsdestotrotz entdeckte ich bereits ziemlich am Anfang des Rückweges diesen Spot, wo wir quasi eine spontane Fotopause einlegen mussten:

2. Stopp: Rheidter Werdt 

Rheidther Werth beim Radfahren durchs Rheinland
Rheidter Werdt - Fotografiert mit Gegenlichtblende und hoher Blendenöffnung
Rheidther Werth beim Radfahren durchs Rheinland
Rheidter Werdt - Fotografiert mit Gegenlichtblende und geringerer Blendenöffnung

3. Stopp: Zündorf

Anschließend zogen wir dann zügig durch. 16 Uhr…17 Uhr…es würde doch später werden als gedacht. Es war warmes, sonniges Wetter und so belohnten wir uns am Zündorfer Rheinufer, wo wir bereits deutlich mehr als die Hälfte der Rückfahrt geschafft hatten, mit einem kühlen Bierchen in der Sonne. Hier war es auch schon wieder richtiggehend voll. Die aktuellen Umstände der Corona Pandemie hatten wohl nicht nur wir für den Moment vergessen können. Ja, die Menschen genossen das wahrlich schöne Wetter. Und alles, wirklich alles war voll von herumfliegenden Pollen.

Na ja, nicht lange aufgehalten, bisschen Strecke hatten wir ja noch vor uns. Also wieder aufs Bike geschwungen, die letzten Kilometer abreißen. Und die wurden hart, also spätestens ab Kilometer 90 war dann auch der letzte Spaß vergangen.  Es wurde unangenehm. Wir sind als Läufer zwar durchaus solche Einheiten gewöhnt, aber das Fahrrad war dann doch nochmal eine neue, ungewohnte Belastung. Auf diesen letzten Metern, auch die Stimmung war mittlerweile etwas strapaziert, kam es dann zum eingangs erwähnten Zitat von Hannah. Doch wir fuhren weiter und weiter…

Endlich am Ziel „Der Schmerz geht, der Stolz bleibt“

Siehe da, ohne weitere Vorkommnisse kämpften wir uns bis nach Hause. Wir hatten es wirklich geschafft, aber es war doch deutlich mehr als gedacht. Ganze 96km waren es am Ende. Erst langsam kippte die Stimmung um. 

Wir empfanden Glück und Stolz, doch unsere Macken würden wir bestimmt noch ein paar Tage spüren. 

Ein außergewöhnlicher Tag ging zu Ende. Ein Tag, den wir gemeinsam in dieser Art wahrscheinlich sonst niemals erlebt hätten. Ein Abenteuer vor der eigenen Haustür! Unsere Heimat-Safari!

Unsere Räder beim Radfahren im Rheinland

Herrlich! Ehrlich?

Auch an dieser Stelle müssen wir ehrlich sein. Es war tatsächlich kein Zuckerschlecken, aus dem Stegreif mal eben gleich eine solche Strecke zurückzulegen. Als Läufer sind wir ja trainiert, aber auf dem Fahrrad? … Ja, wir haben es natürlich gleich etwas übertrieben, irgendwann gab es halt kein Zurück mehr. Aus ursprünglich angedachten 36km pro Strecke wurden 40km, wurden 48km. Hin und zurück! Ohne professionelle Ausrüstung und ohne Gewohnheit tut da automatisch irgendwann der Popo weh. Insbesondere die Druckstellen am Gesäß hatten durchaus das Niveau kleinerer Hämatome! Aber so war das Erlebte, die gemachte gemeinsame Erfahrung doch umso prägender.

Fazit

Hat es wirklich diese Umstände gebraucht, damit wir an freien Tagen mal nicht aus unserem direkten Umfeld flüchten, sondern direkt vor der Haustür in ein Abenteuer starten? Auf jeden Fall haben wir so einen ganz besonderen, wirklich schönen gemeinsamen Tag erlebt. Mal wieder ganz neue Wege betreten, sich selber und als Team mehr kennengelernt und schließlich gemeinsam etwas geschafft, auf das wir immer zurückblicken können. Lern du doch auch einfach mal auf einer Fahrradtour deine unmittelbare Umgebung kennen. Erkunde unbekannte Ecken und power dich dabei so richtig aus. Wir können es nur empfehlen!

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Henrik von Generation World
Henrik

Hi, ich bin Henrik - Mitbegründer von Generation World. Als Autor, Drohnenpilot und Videograf arbeite ich gemeinsam mit Hannah leidenschaftlich bei der Umsetzung unseres gemeinsamen Herzensprojektes.

Wie auf unseren Reisen, gibt es keinen Berg, der nicht zu erklimmen und keinen Weg, der zu weit ist. Kommst du mit uns?

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