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Boom – ein markerschütternder Knall hallte durchs weite Tal. Sofort schauten alle aufmerksam zur Quelle des Geräuschs, dem Gipfel des Vulkans. Denn genau dort schoss nun eine mächtige, feuerrote Fontäne gen Himmel und färbte die Szenerie der einleuchtenden Abenddämmerung. Oh ja, genau deshalb war die Acatenango Wanderung jahrelang unser großer Traum, der in jenem Moment wahr wurde. Für genau diese ganz besonders einprägsamen Momente lieben wir das Reisen.
Reisedaten Guatemala
Reisezeit: Februar 2022
Reisedauer: 16 Tage
Unterkunftsart: Hostels/Guesthouses
Der Acatenango Vulkan, mit fast 4000 m einer der größten Vulkane Guatemalas, steht sinnbildlich für eines der größten Abenteuer, das wir je erleben durften. Eine Wanderung auf einen Vulkan inklusive Übernachtung nahe der Spitze klingt wahnsinnig? Ist es auch! Nun gut, der namensgebende Acatenango selbst ist bereits länger nicht mehr aktiv, ist im Prinzip ein Berg wie jeder andere. Der Clou ist allerdings die Aussicht! Die Aussicht auf den aktiven Vulkan Fuego, seinen unwesentlich kleineren und ca. 3 km entfernten Bruder, macht das Highlight Acatenango Wanderung besonders.
Die Acatenango Wanderung gilt als nicht zu unterschätzende körperliche Herausforderung, ist aber wahrlich eine unfassbare Erfahrung, die in jeder Guatemala Reise vorgemerkt werden sollte. Wenn du dir der Herausforderung bewusst bist, wirst aber auch du es schaffen, deine eigenen Grenzen zu verschieben und dir diesen Traum zu erfüllen!
In diesem Beitrag möchten wir dir unsere persönliche Abenteuergeschichte erzählen und dir anhand unserer Erfahrungen rund um die Acatenango Wanderung wichtige Tipps mit auf den Weg geben – im wahrsten Sinne des Wortes. Bist du bereit? Los geht’s!
Vor der Acatenango Wanderung: Die Organisation
Wie bereite ich mich vor?
Keine Angst, du musst nicht wochenlang in ein Trainingslager ziehen, um dich auf die Acatenango Wanderung vorzubereiten. Doch, wie du auch keinen Marathon ohne Vorbereitung läufst, solltest du dich dieser Herausforderung bewusst sein und deinen Fitnesszustand entsprechend einschätzen können. Wir beide, Hannah und ich, gehen regelmäßig laufen, machen Krafttraining und haben in Peru bereits einen 5000er erklommen. Nichtsdestotrotz – Achtung Spoiler! – das war definitiv die härteste Wanderung unseres Lebens! Warum? Über 1.600 zu überwindende Höhenmeter.
Dennoch sind vor allen Dingen deine Gesundheit und Willensstärke an dem konkreten Tag entscheidend. Nicht zwingend deine sportlichen Rekorde. Die Höhe, der Wind, die Kälte, der sandige Untergrund, möglicherweise Hunger und Durst, all dies können Hindernisse während des Aufstiegs sein.
- Tipp #1: Sei vernünftig! Dieses Mantra sollte dein Begleiter sein
Auch wenn genügend Pausen gemacht werden und wirklich jede/r (!) es am Ende irgendwie geschafft hat, so ist es keine Schande, einen zweiten Versuch zu brauchen. Um Unwägbarkeiten auf die wenig beeinflussbaren Punkte zu reduzieren, sollte alles gut organisiert sein.
Wo kann ich die Acatanango Wanderung buchen?
Antigua Guatemala ist durch seine Nähe und mit seiner Vielzahl an Angeboten der beste Ausgangspunkt der Acatenango Wanderung, denn es ist nur eine gut einstündige Fahrt bis zum Start des Aufstiegs. Von Antigua aus kannst du die beiden Vulkane Acatenango und Fuego sogar bereits gut sehen und begutachten. Diverse Anbieter bieten dir hier für etwas mehr als 50 Euro eine geführte Tour mit Verpflegung und Guide an. Aufgrund der Komplexität und der Risiken, solltest du die Acatenango Wanderung unter keinen Umständen auf eigene Faust unternehmen!
- Tipp #2: Buche eine organisierte Tour mit Guide!
Doch bei den Anbietern der Acatenango Wanderung gibt es durchaus Unterscheide und wichtige Aspekte, die dir spürbar Erleichterung verschaffen und dir zu einem besseren Erlebnis verhelfen können. Hierbei geht es um Ausrüstung, Übernachtungsmöglichkeiten, Versorgung mit Essen und Trinken sowie nicht zuletzt der entscheidende Aspekt der Gruppengröße. Vergleiche hier in aller Ruhe und entscheide dich nach deinen Prioritäten. Wir buchten die Wanderung über das sehr zentral gelegene Tropicana Hostel.
Unsere Pro‘s and Con‘s findest du unter dem Punkt „Nach der Acatenango Wanderung: Unser Fazit”
Was muss ich einpacken?
Es ist extrem wichtig, für diese Wanderung gut ausgerüstet zu sein und das richtige Gepäck dabeizuhaben. Nicht zu viel und nicht zu wenig, denn jedes zusätzliche Kilo erschwert dir den Aufstieg, aber jeder fehlende Liter Wasser kann gefährlich werden.
Gegen einen Aufpreis ist es möglich, seinen Rucksack gemütlich unten abzugeben und von einem der Guides hochtragen zu lassen. Hauptbestandteil des Gepäcks sind in jedem Fall pro Person die empfohlenen 4 Liter Wasser, wovon in unserem Fall einer oben im Nachtlager für das Kochen und die Getränke abgegeben werden musste.
- Tipp #3: Verzichte nicht auf Wasser, um weniger Gepäck schleppen zu müssen! Schließlich kann es ja nur leichter werden
Ein schwieriges Thema kann auch die Größe des Rucksacks sein. Hannah hatte neben ihrem großen 70 Liter Backpack, der für diese Tour etwas überdimensioniert ist, nur einen kleineren Rucksack dabei und hat sich daher einen 40 Liter Rucksack geliehen.
Folgende Dinge solltest du in deinen 30-50 Liter Rucksack packen:
- 4 Liter Wasser
- Snacks & Obst nach Belieben (Nüsse, Power Riegel)
- Kamera-Equipment
- lange Thermo-Unterwäsche
- Mütze, Schal, Handschuhe
- dicke Winterjacke
- Kopflampe (für den morgendlichen Aufstieg essentiell)
- Powerbank
- Klopapier
- Wärmepads
- Ibuprofen (Medikamente gegen Kopfschmerzen, Schwindel, Verdauungsbeschwerden)
- feste Wanderschuhe
Wir haben für dich unsere ultimative Backpacking Packliste für Guatemala (inkl. allem Equipment für die Acatenango Wanderung) erstellt
Was kostet die Acatenango Wanderung?
Kurz und knapp hier die Kosten für die konkrete Tour vom Tropicana Hostel (Februar 2022):
Wusstest du…? – Ein paar Fakten
Bevor es auf ins Abenteuer Acatenango Wanderung geht, hier noch ein paar Fakten zu den beiden Vulkanen:
Acatenango
Beim Acatenango, mit über 3.900 m Höhe einer der größten Vulkane Mittelamerikas, handelt es sich um einen sogenannten Schichtvulkan. Solche Vulkane bestehen aus einzelnen Schichten von Lava und Lockermassen, dementsprechend viel Schotter und Geröll begegnete uns auch beim Aufstieg. Zusammen mit seinem Bruder, dem Fuego, nennt man den gesamten Vulkankomplex auch La Horqueta, übersetzt die Mistgabel, aufgrund der zwei spitzen Kegel.
Fuego
Der angrenzende Vulkan Fuego ist mit 3.763 m Höhe unwesentlich kleiner als der Acatenango. Beide Vulkane sind von Antigua aus bei klarem Himmel sehr gut zu sehen. Als einer der aktivsten Vulkane Mittelamerikas, sind sichtbare Ausbrüche des Fuego quasi garantiert. Oft sieht man Rauchwolken oder kleinere Lavaströme heraussprudeln.
Doch auch wenn größere Ausbrüche selten vorkommen, ist die Gefahr akut! Bei den letzten schwereren Ausbrüchen im Juni 2018 kamen mindestens 114 Menschen ums Leben, weitere 197 werden seitdem vermisst. Mit über 16 Stunden Eruptionen, 12.000 Evakuierten und mehr als 1,7 Millionen betroffenen Einwohnern war es der schwerste Ausbruch seit 40 Jahren. Wir haben das Knallen der Eruption und die kleineren Ausbrüche bereits als sehr beeindruckend, ja mächtig empfunden, wollen uns gar nicht ausmalen, zu was diese Kräfte in der Lage sind …
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Während der Acatenango Wanderung: Unser Abenteuer
Unser Abenteuer… ja wo soll ich beginnen? Unsere Guatemala Reise war ja ein einziges großes Abenteuer! Aber das Abenteuer der Acatenango Wanderung startete mit dem Aufstieg und dieser beginnt fast am Fuße des Berges, sobald du aus den kleinen Shuttle-Bussen geworfen wirst.
Aufstieg
Jede lange Reise hat ihren Anfang und so auch dieser Aufstieg, wir zogen los. Frohen Mutes, voll bepackt und fit. Aber gerade die ersten Meter verlangten uns direkt einiges ab. Gerade am Anfang geht es direkt sehr steil empor durch eine Art Canyon mit viel Sand und Geröll. Und so mussten wir dort bereits heftig schnaufen. Unsere Gruppe war nach unserem Empfinden leider viel zu groß. Sie umfasste 32 Personen plus fünf Guides, davon der 15-jährige Manolo. Dass wir nicht alleine hoch wandern, war uns klar. Trotzdem wunderten wir uns, wie viele diese Tortur wirklich tagtäglich auf sich nehmen. Obwohl es verschiedene Anbieter und Gruppen für die Acatenango Wanderung gibt, sind die Wanderwege an sich überraschenderweise nicht derart überfüllt, da jeder Anbieter auf dem Gipfel ein eigenes Lager errichtet hat.
Voller Erstaunen fielen uns die verschiedenen, abwechselnden Vegetationszonen auf, die wir wandernd durchkreuzten. Von staubigem Geröll durch feuchte, schwüle Wälder bis zur kargen Höhenebene. Über lange Zeit haben uns auch mehr oder weniger wilde Hunde begleitet, bis sie dann aufgaben. Wir aber gaben nicht auf! Nach 2 bis 3 Stunden erreichten wir das Mittagslager. Ziemlich genau Halbzeit. Wir rissen gespannt unsere Lunchbox auf und stopften uns einen (kalten) Burrito in unsere leeren Mägen.
»Wie geht’s dir?«, fragte ich Hannah, als wir gegessen und etwas durchgeatmet hatten. Hannah schaute auf und antwortete genussvoll: „Sonne!“. Ebendiese strahlte mittlerweile über unsere Gesichter und im Wissen, dass uns eine eisige Nacht bevorstehen sollte, tankten wir, was wir nur konnten.
Mit neuer Kraft gingen wir den zweiten Abschnitt an. Weiterhin wurde alle zwanzig Minuten Pause gemacht und nicht immer waren wir vorne mit dabei, da wir zwischendurch auch Augen hatten für die Kulisse. Wir filmten und fotografierten was das Zeug hielt. Immer den Akku und den Speicher im Auge. Mit zunehmender Höhe und Erschöpfung wurden unsere Schritte schwerer.
»Irgendwann müssen wir doch jetzt mal da sein…«
»Faltan veinte minutos«, antwortete unserer Guide. Noch zwanzig Minuten.
»Das hat der doch schon dreimal gesagt«, entgegnete ich zu Hannah.
Doch es war wirklich die letzte Pause und so erreichten wir nach knapp 6 Stunden unsere Base, doch der Fuego begrüßte uns nur ganz schwach von Wolken umhüllt. Klar waren wir außer Atem, erschöpft, abgekämpft und doch hatten wir es geschafft! Noch kein Grund zur Enttäuschung. Ein paar Minuten später lockerten sich die dicken Wolken ein wenig und ein erster einmaliger Ausblick auf den Fuego belohnte uns. Wir atmeten durch und realisierten langsam, wo wir waren und was wir da geschafft hatten. Einen aufgewärmten asiatischen Nudelsnack später waren wir so langsam wieder bei Kräften. Kraft genug für eine zusätzliche Herausforderung? In diesem Moment (17 Uhr) kam das Angebot der Zusatzoption Fuego auf. Ein weiterer Marsch, runter und hoch, ganz nah dran an den aktiven Vulkan.
Zusatzoption Fuego Wanderung
Wir hatten von der Möglichkeit, dem aktiven Vulkan Fuego und seinen Lavaströmen noch näherzukommen, bereits vorab gelesen, wussten aber nicht, dass diese nicht vom Veranstalter, sondern von den Guides vor Ort individuell angeboten wird. – scheinbar abhängig vom Wetter und der Anzahl der Interessenten. Entgegen der Aussage, der Preis richte sich nach der Anzahl der teilnehmenden Personen, schien es sich letztlich um einen zusätzlichen Festpreis von 200 GTQ (ca. 24 Euro) zu handeln, der am Base Camp des Acatenango in bar an die Guides bezahlt werden muss.
Nicht nur die unverhältnismäßig hohen Zusatzkosten, sondern letztlich auch die Tatsachen, dass wir weder genügend Bargeld dabeihatten, eine weitere mehrstündige kräftezehrende Wanderung in der Dunkelheit bis ca. 21 Uhr bevorstünde und mittlerweile fieser Regen und Wind einsetzte, brachten uns dagegen zu entscheiden. All dies war es uns schlichtweg nicht Wert.
- #Tipp 4: Solltest du die Fuego Wanderung unbedingt machen wollen, habe genügend Bargeld parat
Aus ehrlichen Berichten der Teilnehmer wurde nachher klar, dass sich diese enormen Strapazen für den Preis und die Ermüdung nicht gelohnt hätten, denn große Lavaflüsse aus nächster Nähe hätten sie auch nicht gesehen.
So konnten wir, trotz einiger Wolken, nicht nur aus durchaus guter Position von unserem Base Camp aus einige freie Blicke auf die Ausbrüche des Fuego erhaschen, sondern steckten unsere Hoffnung in den bevorstehenden frühmorgendlichen Aufstieg auf den Gipfel. Dafür wollten wir umso fitter sein!
Übernachtung
Unser Komfort bestand aus einer Wellblechhütte mit Pritschen und Schlafsäcken für 6 Personen. Doppelt Glück gehabt! Erstens waren die anderen beiden Schlafhütten zweistöckig und boten Platz für 14 Personen und zweitens bietet das Tropicana Hostel seit kurzer Zeit als fast einziger Anbieter Hütten statt Zelte. Der Wind heulte, alle paar Minuten heftige Donnerschläge des Fuego, dazu die eisige Kälte. Voller Ehrfurcht zitterten wir in unseren Schlafsäcken um die Wette. Es fühlte sich alles wie ein abenteuerlicher Traum an, doch es war die Realität. So recht zu schlafen, fällt in diesem Moment wahrlich schwer.
- #Tipp 5: Trinke am Abend vorm Schlafengehen nicht viel Wasser, sonst wird’s seeehr ungemütlich! Das Letzte, worauf zu Lust hast, ist deinen Schlafsack zu verlassen und die kalte Dunkelheit ein Plumpsklo aufzusuchen
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Gipfelsturm
Ins Bett gingen wir mit der Hoffnung, der Wettergott würde uns den Ausblick unseres Lebens bescheren. Garantiert würden wir auf dem Gipfel den Ausblick unseres Lebens genießen und die tollsten Aufnahmen machen, so wie wir es zigmal bei Facebook, Instagram & Co von anderen gesehen hatten. So wachten wir bereits vor unserem Wecker pünktlich und voller Tatendrang um 4 Uhr morgens auf, um festzustellen, dass noch alle am Schlafen waren. Es dauerte eine weitere halbe Stunde bis die Guides anfingen, die Leute aufzuwecken. Dann ging es endlich los! Wir hatten weitere 400 Höhenmeter vor uns. Die Wanderung wurde mehr und mehr zur Kletterpartie. Und nur dank unserer Stirnlampen konnten wir uns im Stockdunklen überhaupt orientieren. Dazu wandelte sich der einsetzende Regen noch zu einem handfesten Hagelschauer. Hannah war, nicht nur aufgrund von Magenbeschwerden, wirklich am Kämpfen. Alles für das große Ziel: den Summit des Acatenango!
Endlich waren wir ganz oben auf dem Gipfel, die Anstrengung fiel von uns ab und es erfüllte uns Stolz und unmittelbare Erwartung. Doch wo ist er, der atemberaubende Ausblick? Wo ist der Sonnenaufgang? Wo ist der Fuego? Wir sahen unsere Hand vor den Augen nicht, so neblig war es. Bloß nicht verzweifeln!
Und da – langsam, aber sicher mit dem fortschreitenden Sonnenaufgang verzogen sich die Wolken und es wurde etwas klarer. Just in diesem Moment begannen die Guides hektisch zu rufen.
»Tropicana, Tropicana vamos!«
Wir konnten es nicht fassen. Nach gefühlten 10 Minuten sollten wir jetzt schon wieder gehen? Wir entfernten uns von der Gruppe, machten unsere Bilder und Videos vom Vulkan und dem langsam immer freier werdenden Himmel und zogen damit durchaus den Zorn der Guides auf uns. Auch beim Abgang wieder runter zum Basislager ließen wir uns Zeit, dort sind dann bei klarem Himmel und einem unbeschreiblichen Gefühl der Weite und Freiheit auch die besten Aufnahmen gelungen, auch wenn der blöde Fuego natürlich in diesen Momenten genau nicht ordentlich ausbrechen wollte. Dieses Gefühl, auf Wolkenschleier hinabzuschauen, darunter die idyllische, weite Landschaft. Dieses Gefühl, nicht im Flugzeug zu sein und sich trotzdem über den Wolken zu befinden, demonstrierte uns gewaltig, welche enorme Leistung wir vollbracht hatten, wie weit wir es geschafft hatten! Wir vergaßen alles um uns herum. Nur dieser Moment.
Abstieg
Nach einem warmen Haferbrei mit Milch und Honig machten wir uns auf zum Abstieg. Um es kurz zu machen, dieser war für uns auf Dauer definitiv nicht so angenehm, wie man vielleicht denkt. Spätestens zur Halbzeit schlackerten mir die Unterschenkel. Die vom Aufstieg erschöpften Muskeln waren überfordert, die einzelnen Schritte abzudämpfen und zu stabilisieren. Ich muss nicht erwähnen, dass wir zu diesem Zeitpunkt entsprechend auch keine Motivation mehr hatten, kein Ziel, außer das Ganze doch endlich hinter uns zu bringen. Hannah legte sich dreimal auf den Allerwertesten, da ihr der sandige Untergrund den Halt unter den Füßen wegriss.
»Bitte hör‘ auf zu filmen, ich hab‘ jetzt keinen Bock mehr!« – motzte mich Hannah an, als es wirklich fast geschafft war und ich nochmal mit dem Handy einen kleinen Storyschnipsel aufnehmen wollte.
Unsere Nerven lagen blank, unsere Kraft war am Ende … Doch da, am Ende des anfangs erwähnten Canyons, den man mehr oder weniger herabrutschen musste, war es geschafft. Schluss, Aus, Feierabend! Bei einem frisch gepressten Orangensaft spürten wir dann langsam die Euphorie ins uns hochsteigen und wir schafften es doch, nicht nur Stolz auf unsere Leistung, sondern auch Wertschätzung für alle Facetten des Erlebten zu entwickeln. Ja, was hatten wir da eigentlich erlebt?
Siegerehrung
Nicht unkommentiert lassen, möchten wir die abschließende Aktion unserer Guides, die einen unnötig bitteren Nachgeschmack verursachte. Nach einer kurzen abschließenden Ansprache, wurde die Gruppe separiert, nach denen die, die zusätzliche Fuego Expedition mitgemacht (und für ordentlich Einnahmen gesorgt) hatten und denen, die im Camp geblieben sind. Die Fuego Wanderer erhielten einen kräftigen Applaus und eine Kette als Medaille. Den anderen, inklusive uns, wurde kein einziges Wort, kein einziger Blick geschenkt. Bei allem Verständnis, auch wenn die Guides wahrscheinlich genau auf diese Zusatzeinnahmen angewiesen sind, so sollten sie doch allen Teilnehmern ein Gefühl von Stärke und Stolz für das Geschaffte vermitteln. Denn egal, ob Fuego Wanderung oder nicht: Jeder, der diese Wanderung macht, ist wirklich, wirklich stark!
Nach der Acatenango Wanderung: Unser Fazit
Zurückblickend möchten wir dir aufzeigen, welche Vorteile und welche Nachteile wir mit der Buchung der Acatenango Wanderung über das Tropicana Hostel verbinden.
Acatanango Wanderung mit Tropicana
- Holzhütten mit Wellblechdach mit dicken Schlafsäcken statt Zelte
- Gutes und ausreichendes (vegetarisches) Essen
- Eine Tasse heiße Schokolade und ein Glas Rotwein am abendlichen Lagerfeuer
- Möglichkeit, Gepäck im Tropicana zu lassen und nach Rückkehr zu duschen
- Fairer Preis
- Möglichkeit, Gepäck im Tropicana zu lassen und nach Rückkehr zu duschen
- Wasser muss selbst besorgt werden und 1 Liter pro Person abgegeben werden
- Guides kommunizierten und informierten kaum (auch nicht, wenn man Spanisch spricht)
- Gefühl, als Teilnehmer 2. Klasse behandelt zu werden
- Teure Leihgebühren
- Sehr große Gruppengröße (32 Personen)
Acatenango Wanderung – Unsere extremste Reiseerfahrung?
Ja, zweifelsohne! Diese 24 Stunden waren die härtesten, eindrucksvollsten und intensivsten unseres bisherigen Reiselebens. Ein Taumel zwischen verzweifelter Erschöpfung und kaum zu bändigender Faszination für die Szenerie eines ausbrechenden Vulkans. Zwar hatten wir während unserer Acatenango Wanderung leider Pech mit dem Wetter – gute Fotos zu schießen, wurde bei Nebel und Sprühregen zu einer kaum zu meisternden Herausforderung –, doch die Erfahrung war einfach einmalig und wird auf ewig in unserem Herzen bleiben. Einmalig und mit nichts zu vergleichen, was wir bis dahin geschafft hatten.
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Henrik
Hi, ich bin Henrik - Mitbegründer von Generation World. Als Autor, Drohnenpilot und Videograf arbeite ich gemeinsam mit Hannah leidenschaftlich bei der Umsetzung unseres gemeinsamen Herzensprojektes.
Wie auf unseren Reisen, gibt es keinen Berg, der nicht zu erklimmen und keinen Weg, der zu weit ist. Kommst du mit uns?