Thumbnail - Amboseli Nationalpark

Amboseli Nationalpark – Am Fuße des „Kilis“

Die Zeltwände bebten. Alle 5 Sekunden wurden unsere Einschlafversuche durch einen lauten Knall unterbrochen. Es war sehr windig am Fuße des Kilimanjaros nahe der Grenze zu Tansania. Zumindest hielten wir permanent an dem Gedanken fest, dass es hier nur der Wind war, der durch die Savanne jagte. Ein weiterer Knall gegen den Kopf unseres Bettes ließ uns aufschrecken. Wir griffen unter der Bettdecke unsere Hände. „Meinst du, das ist wirklich ein wildes Tier?“, flüsterte ich rüber zu meiner Mama. Vermutlich nur das Schlagen der Zeltwand gegen das Holz. Wir schliefen ein. Willkommen im Amboseli Nationalpark!

Amboseli Nationalpark - Sonnenuntergang

Reisedaten

Reisezeit: September/Oktober 2018
Reisedauer: 12 Tage / 1 Tag
Unterkunftsart: 4*-Hotel Galu Beach / Zeltlodge

Die Reise geht weiter – Ankunft im Amboseli Nationalpark

Die rote Erde des Tsavo East Nationalparks haben wir am Morgen des zweiten Safari-Tages hinter uns gelassen. Vor uns lag eine lange Fahrt von rund 380km. Dank der gutausgebauten Straßen in Richtung der kenianischen Hauptstadt Nairobi, wurden wir diesmal nicht wie ein Cocktail durchgeschüttelt. Bis in den Nachmittag hinein brauchten wir trotzdem. „Look – Tanzania is right over there!“, rief uns unser Ranger vom Steuer aus nach hinten. Wir befanden uns lediglich 11km von der Grenze entfernt. Unsere Verschlafenheit von der kurzen vergangenen Nacht hatten wir spätestens im Griff, als ein gewaltiges Bergmassiv im Vorbeifahren hinter der Fensterscheibe zum Vorschein kam – der Kilimanjaro! Wir sind da…

Amboseli Nationalpark - Kili

Von der Lodge ins Zelt

WHAT!? Das ist das Zelt?

Wie du in unserem letzten Beitrag Tsavo East Nationalpark – Die rote Erde erfahren hast, waren wir vom Standard der dortigen Lodge erstaunt. Erfreut über den unerwarteten Luxus, gespalten bezüglich der gesellschaftlichen Hintergründe. Mit der Fahrt zum Amboseli Nationalpark wussten wir, dass wir die kommende Nacht in einem Zelt übernachten werden. Die leidenschaftlichen Camper sind wir beide nun wirklich nicht. Der Mann im lokalen Reisebüro versicherte uns mehrfach, obwohl wir mehr als bereit waren für dieses Erlebnis einen geringen Standard in Kauf zu nehmen, dass es sich dort um komfortable Zelte handeln würde.

Und das Adjektiv komfortabel traf in diesem Zusammenhang für uns mal so was von zu. Unser Zelt im Kilima Safari Camp hatte sogar ein größeres Badezimmer als ich es von Zuhause gewohnt war. Man würde nicht meinen, dass man sich tatsächlich in einem Zelt befindet. Zwei große Betten inkl. Moskitonetzen gehörten ebenso zur Ausstattung. Aber doch, allerspätestens in der Nacht als der Wind sein Unheil trieb, wurde einem der Begriff Zelt wieder in den Sinn gerufen.

Amboseli Nationalpark - Zelt

Der Kilimanjaro und die Vegetation

Die staubtrockene rote Steppe hatten wir nicht nur geografisch hinter uns gelassen. Trotz der Tatsache, dass sich der höchste Berg Afrikas auf tansanischem Gebiet befindet, hat der Kilimanjaro doch einen enormen Einfluss auf das Wetter in der ganzen weiteren Umgebung. Auch wenn es auf 1.200m über dem Meeresspiegel tagsüber sehr heiß und trocken werden kann, so sorgt der Amboseli-See und der schneebedeckte Kibo (5.895m), der höchste Gipfel des Kilimanjaros, für eine saftig grüne Vegetation. Dies steht natürlich in Abhängigkeit von der Reisezeit und der Region innerhalb des Parks.

Amboseli Nationalpark - Elefant

Im Laufe eines Game Drives (Pirschfahrt) kann sich das saftige Grün lokal nämlich auch in trockenere Szenerie verwandeln. Zwischendurch passiert man Sümpfe und Akazien. Im Vergleich zum Tsavo East Nationalpark wirkt der Amboseli Nationalpark weitläufiger, freier und offener. Und dies, obwohl der Amboseli Nationalpark flächenmäßig wesentlich kleiner ist.

Die Tierwelt im Amboseli Nationalpark

Unser erster Game Drive stand an. Im Gegensatz zum Vortag mussten wir diesmal nicht lange auf die ersten wilden Tiere warten. Schnell liefen uns die ersten grauen Riesen über den Weg. Auch beim Erscheinungsbild der Elefanten könnte sich der Amboseli Nationalpark nicht stärker vom Tsavo East Nationalpark unterscheiden. Während die trockene, rote Erde im Tsavo East für einen rötlichen Schimmer sorgt, warten die Elefanten im Amboseli Nationalpark im „klassischen“ edlen Grau auf dich. Es leben dort über 900 Elefanten, was für einen Park dieser Größe eine enorme Zahl ist.

Amboseli Nationalpark - Elefant 2

Warum? Der Amboseli Nationalpark liegt (noch) komplett in den Händen der Massai. Die kenianische Volksgruppe der Massai schützt ihre Gebiete vehement gegen Wilderer, wodurch der Erhalt und die Fortpflanzung der afrikanischen Riesen gesichert ist.

Amboseli Nationalpark - Zebra

Auf unseren insgesamt zwei Game Drives haben wir eine Vielzahl verschiedenster wilder Tiere beobachten können. Neben dem interessanten Sozialverhalten der beeindruckenden Elefanten, hat uns auch das Miteinander der zahlreichen Zebras gefesselt. Bleibt ein Zebra ruckartig stehen, so tut es ihm die gesamte Herde gleich. Ist ein Zebra in Aufruhr, überträgt sich dies auf die gesamte Gruppe.

Amboseli Nationalpark - Gnus
Amboseli Nationalpark - Giraffe

Auch die Freunde der Zebras, die Giraffen und die Gnus, durften wir in beachtlicher Präsenz kennenlernen. Insbesondere in oder um die Sümpfe hast du ebenso eine sehr gute Chance auf grasende oder badende Hippos zu treffen. Rar, aber da waren darüber hinaus Hyänen und Löwen. Schwer zu beobachten, aber jeweils ein Tier konnten wir, wenn auch gut getarnt und weit entfernt, vor die Linse bekommen. Die Vielfalt im Amboseli Nationalpark ist wirklich enorm. Vom Vogelstrauß, über Impalas und diverse Gazellenarten bis hin zu Massen an Affen. Wir konnten uns über mangelnde Beobachtungsziele wirklich nicht beklagen. Sogar Flamingos konnten wir am See bestaunen.

Amboseli Nationalpark - Hippo
Amboseli Nationalpark - Flamingos

Asante sana, Kenya!

Für uns hieß es nun Rückfahrt. Und die ging lange. Nach unserer Nacht im Zelt und erneutem sehr frühen Aufstehen traten wir bereits jetzt den Rückweg Richtung Küste an. Knapp 8 Stunden sollte die Fahrt dauern. Vorbei an kleinen Dörfern, rennenden und strahlenden Kindern in Schuluniform und Herden von kreuzenden Rindern, bekamen wir nochmals einen intensiven Eindruck des afrikanischen Lebens. Wir waren erschöpft. Erschöpft von der diesmal unfassbar holprigen Fahrt, verstaubter Haut, wenig Schlaf und den unvergesslichen Eindrücken.

Asante sana – DANKE Kenia für die tollen Erinnerungen, die du uns geschenkt hast!

Amboseli Nationalpark - Löwin
Amboseli Nationalpark - Hyäne

Herrlich! Ehrlich?

Trotz aller Dankbarkeit, mischten sich in unserem Unterbewusstsein auch andere, negativere Gefühle bei. Wie bereits im letzten Artikel beschrieben, zerriss uns der Gedanke ein wenig, dass wir einem sehr armen Land auf gewisse Art und Weise wertvolle Ressourcen rauben. So luxuriös, wie die „Zeltlager“ oder Lodges in den Nationalparks sind, sind teils nicht mal unsere ausgewählten Hotels. Wieso haben wir das Privileg für eine Übernachtung, die für uns eigentlich nur zweckmäßig sein sollte, einen Pool zur Verfügung zu haben, wenn die Einheimischen nicht einmal sauberes und fließendes Wasser haben? Es war irgendwie ein Gefühl von Scham, dass wir dies alles geboten bekamen, obwohl wir nicht einmal danach fragten.

Da wir nur für eine kurze Zeit dort waren, können wir es uns nicht anmaßen, Verurteilungen auszusprechen. Es mag sein, dass Betriebe in dieser Art trotz allem nachhaltig arbeiten und den Tierschutz auch mit unterstützen. Und schließlich entsteht dadurch auch die Chance, Menschen aus aller Welt den immensen Wert unseres Planeten nahezubringen und vielleicht auch zu sensibilisieren.

 

Auf den Besuch in einem Massai-Dorf verzichteten wir unter anderem aus den genannten Gründen. Im eigentlichen Sinne möchten wir keine Touristen sein, die Einheimische dafür bezahlen, damit sie sich uns zur Schau stellen müssen. Kommerz hin oder her. Wir möchten ehrlich, auf andere Weise helfen und wollen, dass die Massai so sein können, wie sie sind.

Amboseli Nationalpark - Affe

Fazit

Der Amboseli Nationalpark ist nicht umsonst einer beliebtesten Safari-Ziele in Kenia. Man hat dort quasi eine Garantie viele verschiedene afrikanische Tiere in ihrem natürlichen und wilden Habitat zu beobachten. Für uns war die Kombination aus den beiden Nationalparks, dem Tsavo East und dem Amboseli, perfekt und absolut eindrucksvoll. Kontrastreicher können die Erfahrungen auf der ersten Safari, unserer Meinung nach, kaum sein.

*

Wenn jetzt auch in dir der Löwe geweckt wurde und du unbedingt eine Safari in Kenia machen willst oder du bereits eine planst, solltest du unbedingt unseren Beitrag Into the Wild – Unsere 7 Tipps für deine Kenia-Reise lesen.

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Reiseautorin Hannah Hülsmann von Generation World
Hannah

Hey, ich bin Hannah - Gründerin von Generation World, meinem Herzensprojekt. Meine Idee von Generation World entstand intuitiv und ist mittlerweile zu einem Teil meiner Berufung geworden. Das Schreiben über unsere Reisen bedeutet für mich Kreativität und Freiheit. Deshalb bin ich richtig glücklich darüber, 2021 mein erstes Buch, Pachamama - Reise ins Unbekannte, veröffentlicht zu haben.

Wäre doch viel zu schade, wenn ich all die Erlebnisse nur für mich behalte, oder? Also komm mit uns auf Reisen!

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