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Reiseblogger sind ständig auf der Suche nach den spektakulärsten Orten und Geschichten, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Instagrammer sehen die Welt nur auf dem Handy oder dem Kamerabildschirm, um nach dem Shooting am Strand direkt zum nächsten Hotspot zu eilen, damit der Sonnenuntergang noch rechtzeitig eingefangen werden kann. Geld verdienen durch Urlaub machen – pff, unverschämt! So oder so ähnlich stellen sich die meisten „Normal-Reisenden“ das Leben und Reisen als Reiseblogger vor. Vorurteile und Gerüchte gibt es mittlerweile fast so viele wie Reiseblogs.
Wir selbst sind bereits einige Jahre bevor wir überhaupt auf die Idee kamen, Generation World zu gründen, in zahlreiche Länder dieser Welt gereist. Bis zu der Zeit, in der wir mehr oder weniger ins „Reiseblogger-Business“ hineingerutscht sind, existierte für uns nur das Reisen als solches. Über die Vielzahl vorhandener Blogs waren wir uns ebenso wenig bewusst wie über die kommenden Veränderungen, die wir selbst während unserer Reisen durchmachen werden würden. Verändert sich der Reisestil wirklich, sobald man einen eigenen Reiseblog betreibt? Wird man automatisch zum Hotspot-Jäger? Zum eiligen Wannabe-Journalisten? Geht die Unbeschwertheit des Reisens verloren? Diesem Thema möchten wir in uns in diesem Beitrag widmen. Kleiner Spoiler Alert: Ja, es hat sich etwas verändert!
Doch was genau ist das?
Warum wir Reiseblogger geworden sind
Bevor wir uns gnadenlos mit unserer eigenen persönlichen Veränderung konfrontieren, möchten wir zunächst zurückblicken. Zurückblicken auf den Moment, in dem die Idee geboren wurde, Generation Word ins Leben zu rufen. Aus einem öden, eingefahrenen Arbeitsalltag in meinem Job bildete sich in einem verregneten, tristen Herbst ein kreatives Ventil. Zuvor die aus Frust und Misserfolg entstandene Frage nach der eigenen Bestimmung und der Hunger auf mehr Leidenschaft. Aus diesem kreativen Ventil trat recht plötzlich die fixe Idee eines Reiseblogs aus. Wieso um Himmels Willen sind wir nicht schon früher auf die Idee gekommen?
Unser Reisefeuer wurde 2014 entfacht. So richtig. Ich – 19 Jahre, alleine in Cusco in Peru, um mir meinen langersehnten Reisetraum zu erfüllen. Henrik – 21 Jahre, ebenso alleine Cusco. Wir haben uns gesucht und gefunden. Fortan schmiedeten wir Reisepläne, die gefühlt ein halbes Leben füllen würden. Von Ägypten über Portugal, nach Mexiko, Kolumbien, zurück nach Peru, durch Bolivien, Chile, Argentinien, Brasilien, rüber nach Marokko und in die andere Richtung nach Indonesien. Und das alles zwischen 2014 und 2019. Das alles vor unserem Leben als Reiseblogger.
Die Vorstellung, anderen Menschen mit unseren Reiseerfahrungen helfen zu können, beflügelte mich. Über meine Erinnerungen zu schreiben, erzeugte ein Kribbeln auf der Haut. Menschen zu inspirieren, raus zu gehen und die Welt zu sehen, motivierte mich.
In vollkommener Unwissenheit, was nun auf mich und uns zukommen würde, verbrachte ich Abende und Wochenenden am Computer, um Generation World Leben einzuhauchen. Rund ein Jahr später bin ich, zumindest zum Teil, selbstständig als Reiseblogger. Aber was hat sich jetzt seitdem verändert?
Der Blick hinter die Fassade
Ein Stück weit beschleicht uns während unserer aktuellen Reisen das Gefühl, wir seien auf einer Mission. Das Ziel: Interessante Informationen, Orte und Geschichten zu finden, die nicht in jedem x-beliebigen Reiseführer zu finden sind. Mit Menschen über die Situation im jeweiligen Land zu sprechen, sie zu verstehen. Warum? Damit wir selbst aus unseren Reisen noch mehr „Sinnvolles“ herausziehen können und schließlich auch, um diese Erfahrungen an dich weiterzugeben.
Insofern können wir der in der Einleitung erwähnten Aussage, Reiseblogger seien ständig auf der Suche nach den tollsten Geschichten und Orten, durchaus Zustimmung beipflichten. Wir reisen definitiv mit einer anderen Perspektive, das innere Kind stets im Gepäck, das fragt: „Wie leben die Kubaner eigentlich im Kommunismus?“ oder „Welche Auswirkungen haben wir, die Touristen auf die Menschen, die Umwelt und die Kultur?“. Mehr denn je hinterfragen wir uns und unser menschliches Leben auf der Welt. Wir sprechen mit Einheimischen, versuchen einer von ihnen zu sein. Wir recherchieren verschiedenste Wege, Reiseoptionen und vergleichen Preise. Jeden Abend notieren wir uns die wichtigsten Erkenntnisse, um bloß keine Zahl oder keinen Fakt für die kommenden Blogartikel zu vergessen.
Eine Veränderung, die einerseits vielleicht Unbeschwertheit nimmt, andererseits aber auch Offenheit und Bewusstsein schafft. Eine Veränderung, die wir gutheißen und die unsere Reisen auf eine ganz andere Ebene bringt, auch wenn wir schon zuvor im Reisen deutlich mehr gesehen haben, als das reine Sehen eines neuen Landes. Schon lange vor Generation Word haben wir erkannt, dass Reisen und Persönlichkeitsentwicklung eng verflochten sind.
Von Zeitdruck und eigenen Anforderungen
Mit einem Reiseblog im Rücken scheinen die eigenen Anforderungen omnipräsent. Schließlich sind wir ja auch auf einer Mission. Zuvor stiegen wir ins Flugzeug, ließen sämtliche Gedanken an Arbeit oder ToDo’s hinter uns. Das ist jetzt nicht mehr so: Wir müssten uns schon mal häufiger in den Instagram Stories persönlich melden und berichten, ein Post sollten wir auch online stellen. Schließlich sind wir dafür da. Ach ja, und wie viele Blogbeiträge können wir am besten hieraus machen. Gibt’s da eigentlich schon viele andere zu? Haben wir hier Internet? Gänzlich neue Fragen und Herausforderungen, die uns auf unseren Reisen begleiten. Und das, obwohl wir nach wie vor mehr oder weniger an die vorhandenen, abgezählten Urlaubstage eines deutschen Arbeitgebers gebunden sind und die Zeit demnach die gleiche bleibt. Das häufige Ergebnis: Stress! Unausgeglichenheit, die nach der Reise dazu führt, dass wir eigentlich erst so richtig urlaubsreif sind. Ist die Unbeschwertheit verloren gegangen? Vielleicht ein bisschen. Zumindest phasenweise.
Dies ist definitiv eine Veränderung der nicht ganz so positiven Sorte. Keine Frage, wir haben dennoch unglaublichen Spaß am Reisen. Daran, Neues zu entdecken und darüber zu berichten. Als noch junge Reiseblogger gehört es sehr wahrscheinlich zum Prozess, damit besser umgehen zu können. Im Grunde genommen bleiben uns zwei Optionen: Die eigenen Anforderungen herunterzuschrauben und das alles hier als kleines Hobby zu sehen oder dafür zu sorgen, dass mehr Zeit auf Reisen vorhanden ist. Rate mal, welchen Weg wir lieber gehen würden? Na klar, mehr Zeit und Unabhängigkeit würde uns wesentlich mehr Freiraum, zeitliche Entlastung und intensiveres Wahrnehmen verschaffen. Daran arbeiten wir. 😉
Im diesem Podcast von Geh Mal Reisen sprechen Daniel und Ania über den Alltag als Reiseblogger und wie ihr Alltag aussieht.
Hotspot-Hetze und das perfekte Foto
Wer uns kennt, weiß: Wir sind keine „klassischen“ Influencer, die das scheinbar perfekte Foto am perfekten Ort anstreben und dafür kein Weg zu weit ist. Das wollen wir auch gar nicht sein. Wir lieben schöne Landschaftsfotos, wir lieben das Fotografieren und das Einfangen von Reisemomenten. Doch während wir früher die klassischen Sehenswürdigkeiten und Reiseführer-Highlights abgeklappert haben, reizen uns heute vielmehr die Geheimtipps, die verlassenen Orte abseits des Massentourismus. Wieso Fotos schießen, die bereits in schier unendlichen Mengen in ein und derselben Ausführung im Internet kursieren?
Unser Reiseprogramm ist zwangsläufig nach wie vor durch die beschränkte Zeit knapp bemessen, weshalb wir nicht selten lange Wege und weniger Schlaf auf uns nehmen. Die Herausforderung zu genießen, bewusst innezuhalten, erleben statt zu verleben (dazu haben wir einen eigenen Artikel geschrieben), unbeschwert zu reisen ist größer geworden. Eine Entwicklung gegen die wir mit allen Mitteln ankämpfen, indem wir gelernt haben, getreu dem Motto „Weniger ist Mehr“ zu reisen und nach dem Fotografieren und Notieren, den Ort mit all seinen Facetten ohne Filter wahrzunehmen. Natürlich ist unser technisches Equipment bei Ausflügen immer dabei, natürlich machen wir auch mal ein Shooting am Strand oder an anderen schönen Orten. Manchmal bleibt aber auch selbst das Handy einfach mal im Zimmer, um externe Faktoren im wahrsten Sinne des Wortes auszuschalten.
Zu Hotspot-Jägern sind wir also nicht mutiert. Outfitwechsel am nächsten Foto-Spot stehen bei mir als Frau, die nicht selten auf unseren Fotos zu sehen ist, nie auf dem Plan. Das wäre mir viel zu anstrengend.
Weniger Kleidung, mehr Technik
Eine weitere Veränderung lässt sich deutlich an unserem Gepäck erkennen. Mein Gepäck vorher: Tops in verschiedenen Farben, schick, lässig und sportlich. Schminke für den Abend an der Hotelbar. 10 Paar Schuhe. Eine Kamera, die Fotos machen konnte. Mein Gepäck heute: 2 Tops, falls eins dreckig wird. Mehrfachstecker, Kamerakoffer mit Stativ, Laptop, Drohne, Festplatte, Notizbuch. Randnotiz: Nicht falsch verstehen, ich trage trotzdem auch Hosen und Unterwäsche, die ich der Einfachheit halber nicht extra aufgezählt habe. Bei der Gepäckkontrolle am Flughafen kann dies durchaus lästig werden. Doch im Gegensatz zu unnötigen Klamotten, von denen man die Hälfte sowie nicht einmal anzieht, ist unser Technikequipment sinnvoll. Zumindest aus unserer Sicht.
Planung vs. Treibenlassen
Die folgende Veränderung mag überraschend kommen: Wir planen WENIGER, obwohl das Reisen eher komplexer geworden ist. Während wir unsere ersten größeren Reisen noch minutiös geplant, jede Unterkunft und jeden Transfer im Voraus geplant haben, herrscht mittlerweile bei uns zu einem großen Teil Spontanität. Mit einer anderen, unserer neuen Perspektive aufs Reisen, scheinen wir also routinierter geworden zu sein. Wie sagt man so schön: Die tollsten Dinge passieren unvorhergesehen.
Stattdessen gehört nun zur Reisevorbereitung beispielsweise eine Hashtag-Recherche für die Instagram-Posts während der Reise. Bereits vor Abflug lege ich eine Liste mit relevanten Hashtags an, um vor Ort möglichst schnell und ohne mehrere Geräte einen Post erstellen zu können. Eine Sache, an die ich vor Generation World nie im Leben auch nur annähernd gedacht hätte. Zur Reisevorbereitung gehören unter anderem auch proaktive Kooperationsanfragen, um die zusätzlichen Reisekosten zu decken und uns zu finanzieren. Da unser Blog noch nicht so groß ist, müssen wir hier die Initiative ergreifen.
Die Lust zu Reisen
Schon vor der Generation World-Ära reisten wir so viel wie nur möglich und versuchten, die Länder auf unserer Bucket List nach und nach zu abzuhaken. Momentan ist unser Reisedurst kaum zu stillen und ins Unermessliche gestiegen, weil wir wie ein Schwamm alles aufsaugen. Ob und in welchem Maße dies nun mit dem Bloggen oder der langen Abstinenz durch die Corona-Pandemie zusammenhängt, lässt sich jedoch nur schwer auseinanderhalten. In jedem Fall hat sich ebenso unsere Bucket List verändert. Erst durch den Kontakt mit anderen Reisebloggern und der intensiveren Auseinandersetzung mit der Reisebranche, wurden wir auf so manches Land aufmerksam, welches wir zuvor nicht in Erwägung gezogen hatten zu bereisen. Andere Faktoren spielen dabei eine Rolle. Während zuvor die schönsten Strände den größten Reiz auf uns ausübten, sind es heute stärker außergewöhnliche Landschaften und Kulturen.
Fazit
Ja, unsere Reisen haben sich verändert seitdem wir Reiseblogger sind, doch nicht alle Vorurteile treffen auf uns zu. Wir reisen intensiver, sind offener, erfahrener, spüren aber auch Zeitdruck und Bedenken, den Anforderungen nicht gerecht zu werden und damit unter allen anderen unterzugehen. Unser Gepäck sieht anders aus, unsere Reiseplanung ist komplexer. Reisen fühlt sich noch sinnvoller und essentieller an, denn es ist mittlerweile zu einem Teil meiner Arbeit geworden, die ich mehr oder weniger professionell ausübe.
Wir können uns ein Reiseleben ohne Generation World nicht mehr vorstellen und möchten all dies, was dazu gehört nicht missen. Wir lieben das Reisen, das Schreiben, das Fotografieren, das Berichten und den Austausch mit dir. Letztlich kommt es auf die innere Einstellung und den Umgang mit ebendiesen Veränderungen an. Veränderungen gehören zum Leben dazu, stellen eine Chance dar und wie bei so vielem ist eine Veränderung ein Anpassungsprozess, eine Reise. Sicherlich sehen die obengenannten Veränderungen bei jedem Reiseblogger etwas anders aus. Manche haben vielleicht mit dem Bloggen und dem (Fern-)reisen zeitgleich begonnen, manche legen auf andere Dinge Wert wie wir.
Wir hoffen, dass wir dir einen interessanten, persönlichen und authentischen Einblick hinter die Kulissen geben konnten.
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P.S. Wir trinken gerne Wein beim Schreiben 😉
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Hannah
Hey, ich bin Hannah - Gründerin von Generation World, meinem Herzensprojekt. Meine Idee von Generation World entstand intuitiv und ist mittlerweile zu einem Teil meiner Berufung geworden. Das Schreiben über unsere Reisen bedeutet für mich Kreativität und Freiheit. Deshalb bin ich richtig glücklich darüber, 2021 mein erstes Buch, Pachamama - Reise ins Unbekannte, veröffentlicht zu haben.
Wäre doch viel zu schade, wenn ich all die Erlebnisse nur für mich behalte, oder? Also komm mit uns auf Reisen!
Toller Beitrag- sehr authentisch. Ich hatte viel Freude beim lesen und bin gespannt auf eure weiteren Beiträge.